"Wer sich im Wettkampf erwischen lässt, ist dumm"

MANNHEIM (dpa). Doping-Experte Professor Werner Franke hat erneut eine Ausweitung der Trainingskontrollen im Sport gefordert.

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In einem Vortrag bei einer Ärzte-Tagung in Mannheim monierte Franke, dass sich Supersprinter Usain Bolt unbehelligt von Doping-Fahndern auf die Sommerspiele hatte vorbereiten können. "Bolt trainiert im Winter im Inneren Brasiliens. Da ist im Umkreis von Hunderten Kilometern noch nie ein Doping-Kontrolleur aufgetaucht", sagte Franke. Bolt hatte bei Olympia über 100 und 200 Meter sowie mit der jamaikanischen Sprint-Staffel dreimal Gold in Weltrekordzeit gewonnen.

Franke wies darauf hin, dass das Blutdopingmittel EPO mittlerweile "ein Routine-Mittel während des Trainings" sei. Durch den Einsatz würde sich die Quantität in den Trainingseinheiten erheblich erhöhen. "Trainingskontrollen sind daher wichtiger als Wettkampfkontrollen", erklärte Franke. Wer sich im Wettkampf noch erwischen lasse, sei entweder dumm oder habe eine schlechte medizinische Begleitung.

Der Molekularbiologe aus Heidelberg äußerte sein Unverständnis über die Scheinheiligkeit, die im Sport herrsche. "IGF-1 ist das am meisten verwendete Wachstumshormon. Aber es gibt keinen Test dafür und offenbar auch kein Interesse, einen zu entwickeln", sagte Franke. Das ganze System sei korrupt, auch in Deutschland. "Wir haben ein voll funktionsfähiges Mafia-System. Wir sind mit in der Weltspitze der Korruption", erklärte Franke.

Derweil hat der neue Cheftrainer des britischen Leichtathletikverbandes "UK Athletics" Charles van Commenee klargestellt, dass der 2003 überführte Sprinter und Dopingsünder Dwain Chambers im Verband willkommen sei. Chambers hat mit dem Designer-Steroid THG gedopt und mittlerweile auch den Gebrauch einer ganzen Reihe weiterer Mittel eingeräumt. Er war im Juli mit dem Versuch gescheitert, gegen seinen lebenslangen Olympiabann gerichtlich vorzugehen und sich auf dem Klageweg einen Startplatz in Peking zu erzwingen.

"Dwain hat seine Strafe abgesessen, er ist willkommen, in unser Team zurückzukehren", sagte van Commenee. Er habe kein Problem damit, dass Chambers Großbritannien bei nicht-olympischen Wettbewerben wie etwa Leichtathletik-Weltmeisterschaften vertrete, sagte der neue Coach. "Dwain ist ein sehr guter Athlet."

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