Zu viel Alkohol auf dem Christkindlesmarkt?

Der Christkindlesmarkt ist für viele Besucher die Einstimmung aufs Weihnachtsfest. Jetzt wächst die Sorge, dass Nürnberg zur "Ballermann-Stadt" verkommt.

Veröffentlicht:

NÜRNBERG (dpa). Er gilt als Inbegriff der vorweihnachtlichen Gemütlichkeit: Hunderttausende Besucher werden in diesem Jahr wieder nach Nürnberg strömen, um sich mit Lebkuchen und Punsch auf Weihnachten einzustimmen. Im Wettstreit um die "Weihnachtsstadt Nr. 1" hat Nürnberg aber neben dem Christkind noch etwas anderes zu bieten: Als Publikumsmagnet gilt seit ein paar Jahren eine riesige Feuerzangenbowle, angeblich die größte der Welt.

"Wir sind stolz auf diesen Markt, der von Innovationen wie der Feuerzangenbowle lebt", sagt der Wirtschaftsreferent der Stadt, Roland Fleck (CSU). Auf Widerstände bei der Rathaus-Opposition stößt er mit dieser Einschätzung inzwischen kaum noch. Andere fürchten aber, dass Nürnberg zur "Ballermann-Stadt" verkommt.

Vor wenigen Jahren hatte die Genehmigung des riesigen Getränkestandes abseits des Hauptmarktes für reichlich Zoff im Rathaus gesorgt. Die SPD beklagte eine zunehmende "Ess- und Trinkkommerzialisierung", die das Image des traditionsreichen Weihnachtsmarktes beschädige und eine schädliche Konkurrenz schaffe.

Wirtschaftsreferent Fleck wurde vorgeworfen, die "Volksbeglückung Feuerzangenbowle" gegen den Willen der Stadtverwaltung durchzusetzen.

Seit 2005 brodelt der Punsch in der Adventszeit, und zwar im weltgrößten Kupferkessel, wie der Veranstalter betont. 9000 Liter fasst der Topf, über dem dreimal täglich der Zucker entzündet wird. Dann schießt eine meterhohe Flamme in den Himmel, während auf Großbildschirmen der Heinz Rühmann-Film "Die Feuerzangenbowle" läuft - für so manchen Nürnberger der ideale Schauplatz für die Afterwork-Party mit Kollegen.

Doch inzwischen haben sich die Gemüter im Rathaus beruhigt. "Wir haben die Situation neu bewertet", sagt etwa die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD, Katja Strohhacker. "Der Stand bedeutet keine zusätzliche Konkurrenz, weil er eine andere Zielgruppe anspricht als der traditionelle Markt." Die Bude mit dem heißen Weingetränk sei besonders beim jüngeren Publikum als Treffpunkt beliebt.

Der Vorsitzende des Nürnberger Verbandes der Marktkaufleute und Schausteller, Alexander Siljanovic, sieht genau darin ein Problem. "Das Angebot verleitet zum Alkoholkonsum, dabei gibt es schon genug Trinkerei", warnt Siljanovic, der einen Stand mit orientalischen Süßwaren betreibt. Nürnberg müsse aufpassen, nicht zur "Ballermannstadt" zu werden. Denn: "Der Christkindlesmarkt soll in der besinnlichen Zeit eigentlich Ruhe ausstrahlen."

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen