Ein Stück näher am Ziel

5,15 Prozent mehr Honorar in Nordrhein

"Mit dem Ergebnis zu frieden sein" oder "an der Grenze des Machbaren"? Die KV Nordrhein und die Kassen haben sich auf einen Honorarkompromiss geeinigt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die regionalen Honorarverhandlungen waren in einigen KV-Regionen von Konflikten geprägt. In Nordrhein soll laut den Teilnehmern in einer "konstruktiven Atmosphäre" nach Lösungen gesucht worden sein.

Die regionalen Honorarverhandlungen waren in einigen KV-Regionen von Konflikten geprägt. In Nordrhein soll laut den Teilnehmern in einer "konstruktiven Atmosphäre" nach Lösungen gesucht worden sein.

© Kautz15 / fotolia.com

KÖLN. In Nordrhein stehen in diesem Jahr 5,15 Prozent mehr für die ambulante ärztliche Versorgung zur Verfügung. Darauf haben sich die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) und die Krankenkassen verständigt.

Damit hat sich die Forderung der nordrheinischen Ärzte nach einer Konvergenz der Vergütung, also der Anhebung auf das Bundesniveau, zumindest zu einem Teil erfüllt.

"Wir sind mit dem Abschluss unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen", sagt der Vorstandsvorsitzende der KVNo Dr. Peter Potthoff der "Ärzte Zeitung".

Das Vergütungsniveau in Nordrhein liegt 2013 auf dem Bundesdurchschnitt von 2012, das sich inzwischen aber wieder erhöht hat. "Wir werden weiter versuchen, das Bundesniveau zu erreichen", kündigt er an.

Potthoff begrüßt, dass die Verhandlungen in konstruktiver Atmosphäre verlaufen sind. "Beide Seiten mussten Zugeständnisse machen, aber beide Seiten können mit dem Ergebnis zufrieden sein."

Die erzielte Honorarsteigerung von 128 Millionen Euro auf 3,7 Milliarden Euro setzt sich aus vier Komponenten zusammen. Auf die auf Bundesebene verhandelte Erhöhung des Orientierungspunktwertes entfallen 23 Millionen Euro.

Hinzu kommen weitere 23 Millionen Euro zur Finanzierung der Versorgung von multimorbiden Patienten und 28,8 Millionen Euro für die Grundversorgung im haus- und fachärztlichen Bereich.

Die ausgehandelte Anpassung der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung schlägt mit 53,2 Millionen Euro zu Buche, das ist eine Steigerung um 2,15 Prozent. Insgesamt nehmen die Honorare im hausärztlichen Bereich um 6,2 Prozent zu und im fachärztlichen Bereich um 4,2 Prozent.

Ruhe an der Honorarfront?

Die zusätzlichen Mittel werden für die nordrheinischen Ärzte eine substanzielle Verbesserung bedeuten, auch wenn die Steigerung nicht bei jedem Arzt ankommen werde, sagt Potthoff.

Er erwartet, dass an der nordrheinischen Honorarfront wieder etwas Ruhe einkehrt. Für die HNO-Ärzte, die seit Wochen auf ihre miserable Situation aufmerksam machen, gebe es eine deutliche Erhöhung des Regelleistungsvolumens.

Das im Schnitt für die ambulante Versorgung der rheinischen Patienten zur Verfügung stehende pro Kopf-Volumen erhöht sich von 334 Euro auf 352 Euro. "Unser Abschluss berücksichtigt die besondere Ausgangssituation in Nordrhein", sagt der Chef der AOK Rheinland/Hamburg Günter Wältermann.

Die Krankenkassen seien dabei an die Grenze des Machbaren gegangen. "Wir sehen das als Investition in die Zukunft der ambulanten ärztlichen Versorgung in Nordrhein an", sagt er.

Mit der Honorarsteigerung sei auch eine Verbesserung der Versorgungsstrukturen verbunden. So wollten die Kassen und die KVNo im Rheinland als erste Region den gesetzlichen Anspruch der Versicherten auf einen zeitnahen Termin beim Facharzt gemeinsam umsetzen.

"Wir erwarten, dass die Versicherten die zusätzlichen Mittel in einer besseren Versorgung spüren." Die Honorarverteilung sei Sache der KVNo, die Krankenkassen könnten darauf keinen Einfluss nehmen, sagt Wältermann.

"Als Kassen würden wir uns wünschen, dass das Geld vor allem für eine Förderung der sprechenden Medizin genutzt wird."

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