Kommentar

Abrüstung und weniger Emotionen

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:

Vor zehn Jahren hatten die europäischen Bildungsminister ein Ideal vor Augen: Ein gemeinsamer Hochschulraum sollte geschaffen werden, in dem es möglich wird, ein dreijähriges Bachelor-Studium in Spanien zu absolvieren, ein zweijähriges Master-Programm in England draufzusetzen, dies mit einem Doktor aus Deutschland zu krönen und schließlich in Italien zu arbeiten.

Zehn Jahre später ist man in Deutschland ernüchtert: Die Umstellung hat in den Geistes- und Sozialwissenschaften selten funktioniert, die Studiengänge mit Staatsexamen - Medizin, Jura und Lehramt - sind noch nicht reformiert. Und die Frage "Wie hältst du es mit dem Bachelor?" wird zum Generationenkonflikt.

Die Medizinischen Fakultäten müssen aufpassen, dass sie nicht die letzten sind, deren Studiensystem umgestellt wird. Doch auch wenn der Wille einiger Hochschuldekane noch so groß ist, sie können das Boot nicht alleine lenken. Vor allem die Ärztekammern müssen als Partner am Ruder dabei sein, damit nicht nur die strukturelle, sondern auch die inhaltliche Reform nach dem Bologna-Prozess klappt.

Dafür ist im Moment eins nötig: verbale Abrüstung und eine Entemotionalisierung - auf beiden Seiten.

Lesen Sie dazu auch: Umbruch im Medizin-Studium: weg vom Staatsexamen hin zum Bachelor und Master

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Kommentare
Prof. Dr. Volker von Loewenich 30.07.200920:06 Uhr

Bachelor/Master in der Medizin

Wenn in der klinischen Medizin eine neue Methode oder ein neues Medikament eingesetzt werden soll, dann müssen 3 Phasen erprobender Studien vorausgehen. Für die Reform des Hochschulstudiums scheint ein politischer Beschluss zu genügen. Die bisherigen Erfahrungen in den Geisteswissenschaften lassen nichts Gutes hoffen: die Freizügigkeit wurde nicht größer sondern drastisch geringer. Wer ausser den von Ihnen zitierten wenigen Studiendekanen will eigentlich noch diese Reform? In einer vor einigen Monaten veranstalteten Sitzung der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft waren sich alle Sachverständigen in einer Ablehnung des Bolognaprozesses für die Medizin einig. Auch die Studentenschaft scheint, glaubt man Berichten der Tagespresse, keineswegs für Bologna zu sein. Wenn in Ihrem Bericht ein Dekan zitiert wird, der von positiven Einstellungen der Studenten berichtet, dann ist das wenig aussagekräftig: Den Studenten fehlt notwendigerweise jede Vergleichsmöglichkeit. Der Ruf nach den Landesärztekammern erstaunt: woher sollen die Kammern die personellen Ressourcen hernehmen, die eine völlig neue Form des Medizinstudiums mit projektieren sollen?

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