Frankreich
Ärzte fürchten herbe Einschnitte bei ihren Pensionen
Paris. Seit etwa zwei Monaten legen französische Gewerkschaften das Land lahm, um gegen die geplante Pensionsreform der Regierung zu protestieren. Doch auch Freie Berufe, darunter niedergelassene Ärzte, wehren sich gegen die Folgen der Reform.
Nach einem Streiktag im Januar haben am Montag erneut Ärzte und Vertreter anderer freier Berufe gegen das Vorhaben protestiert. Bereits im September vergangenen Jahres hatten fünf Ärzteverbände ihre Mitglieder aufgerufen, ihre Praxen für einen Tag zu schließen. Damals nahmen rund 20.000 Freiberufler an einer Demonstration in Paris teil. Ziel von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ist es, die über 40 verschiedenen Pensionssysteme zu vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Pensionskassen abbauen.
Unabhängige Pensionskasse in Gefahr
Im Gegensatz zu den meisten Angestellten und Beamten in Frankreich verfügen niedergelassene Ärzte über eine eigene, unabhängige Pensionskasse, die nur von ihnen finanziert wird. Entsprechend zahlt diese Kasse auch nur Leistungen an Ärzte sowie ihre Angehörigen. Ein ähnliches System gilt für 17 andere freie Berufe.
Ärzte fürchten um ihre Pensionsleistungen, falls die Reform in ihrer aktuell diskutierten Form umgesetzt wird. Ärzteverbände haben berechnet, dass ein Arzt, der durchschnittlich 80.000 Euro im Jahr verdient und mit 62 in Rente geht, statt wie bisher knapp 30 000 Euro künftig nur noch 14.000 Euro im Jahr aus der Pensionskasse erhalten könnte. Die Regierung indes weist dieses Kalkulationsbeispiel als falsch zurück.
Zudem protestieren Ärzte dafür, dass ihre Pensionskasse die finanzielle Unabhängigkeit behält – denn sie schreibt im Gegensatz zu vielen anderen berufsständischen Versorgungssystemen schwarze Zahlen. Würden die Kassen der freien Berufe in einem gemeinsamen Topf mit den Pensionskassen der Angestellten aufgehen, hätten insbesondere Ärzte viel mehr als andere Berufen zu verlieren.
Ärzte und Anwälte im Protest vereint
Zu gemeinsamen Demonstrationen mit Eisenbahnern oder Beamten ist es bisher aber nicht gekommen – nicht zuletzt, weil Status quo und finanzielle Perspektiven der Pensionskassen sich im Vergleich zu denen von Arbeitern und Angestellten ganz unterschiedlich darstellen.
Unter den 18 freien Berufen, die sich kollektiv im Namen ihrer Mitglieder gegen die Reform verbündet haben, wären aus rechnerischen und demografischen Gründen Ärzte und Anwälte am stärksten betroffen. Aus diesem Grund wurde schon von „schwarz-weißen“ Demonstrationen gesprochen, weil Ärzte im weißen Kittel zusammen mit Anwälten in schwarzer Robe auf die Straße gegangen sind. (DDB)