Aut idem in Frankreich

Ärzte sehen sich schikaniert

In Frankreich wollen die Krankenkassen den Anteil verschriebener Generika erhöhen - mit ungewöhnlichen Methoden. Das treibt die Doktoren auf die Barrikaden.

Denis Durand de BousingenVon Denis Durand de Bousingen Veröffentlicht:
Protest vergangene Woche in Paris: Die französischen Kollegen begehren auf.

Protest vergangene Woche in Paris: Die französischen Kollegen begehren auf.

© PanoramiC / imago

PARIS. Mit allen Mitteln versuchen französische Krankenkassen, den Anteil der Generikaverschreibungen zu erhöhen, der deutlich unter dem europäischen Durchschnitt liegt.

Ihr neuester Trick: Ärzte, die die Substitution eines von ihnen verschriebenen Arzneimittels durch den Apotheker ablehnen, sollen dies deutlich per Hand auf das Rezept schreiben.

Bis vor einigen Monaten sollte der Arzt nur die Buchstaben " NS" für "Non Substituable", also nicht ersetzbar, auf sein Rezept schreiben.

Der Präsident des Praktischen Ärzteverbandes Union Généraliste, Dr. Claude Bronner, hat nach erfolglosen Gesprächen mit den Kassen zu Gegenmaßnahmen aufgerufen.

In den letzten Jahren wurden Ärzte gezwungen, ihre Rezepte per Computer zu schreiben, jetzt sollen sie sie wieder per Hand ergänzen, kritisiert der Arzt. Wir haben nichts gegen Arzneimittelsubstitution, sagt Bronner, aber solche skurrilen Schikanen sind nicht akzeptabel.

Bronner bläst jetzt zur Gegenattacke. Seit dem 12. November sollen seine Kollegen exakt die neuen Regeln beachten und so oft wie möglich die Substitution mit "Non Substituable" - per Hand geschrieben - verhindern.

So soll der Anteil der Generikaverschreibungen reduziert werden. "Wenn die Kassen uns für Kinder halten, reagieren wir auch wie Kinder", sagt Bronner.

Mit deutlich seriöseren Maßnahmen plant die Regierung, ab nächstem Jahr Arzneimittelausgaben weiter zu reduzieren. So sollen durch neue Preissenkungen 876 Millionen Euro gespart werden.

Insgesamt sollen die Ausgaben für Gesundheit 2013 um 2,4 Milliarden Euro gekürzt werden, darunter allein 1,8 Milliarden im ambulanten Bereich.

Gleichzeitig sollen die Einnahmen der Krankenversicherung mit vielen neuen Steuern erhöht werden, darunter drastische Erhöhungen der Tabaksteuer und der Biersteuer. Die Erhöhung der Steuer auf Wein bleibt allerdings außen vor.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?