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Ärzte wollen Corona-Impfung schnell in die Praxen holen

Die niedergelassenen Ärzte sehen die Impfkampagne gegen SARS-CoV-2 auf Dauer eher in den Praxen als in den Impfzentren angesiedelt. Rechtliche Fragen zur Impfaufklärung sind aber noch offen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Impfungen gegen SARS-CoV-2 sollten nicht allzu lange in den dafür im Bau befindlichen Zentren (hier im schleswig-holsteinischen Husum) efolgen, meinen die Kassenärzte: Sie gehören in die Praxen der Niedergelassenen.

Die Impfungen gegen SARS-CoV-2 sollten nicht allzu lange in den dafür im Bau befindlichen Zentren (hier im schleswig-holsteinischen Husum) efolgen, meinen die Kassenärzte: Sie gehören in die Praxen der Niedergelassenen.

© Axel Heimken/dpa

Berlin. Vertreter der KVen haben am Freitag die Verantwortlichen in Bund und Ländern aufgefordert, wesentliche Details der bevorstehenden Impfkampagne zügig zu lösen.

Die Impfungen müssten nach dem Start so rasch wie möglich von den Impfzentren in die Praxen verlagert werden, hieß es. Dort seien in den vergangenen Monaten auch 30 Millionen Menschen gegen Influenza geimpft worden. In Baden-Württemberg zum Beispiel ließen sich über die 5000 Hausarztpraxen rund 100.000 Menschen am Tag impfen. Diese Werte könnten die geplanten Impfzentren nicht erreichen, rechnete Baden-Württembergs KV-Vize Dr. Johannes Fechner bei der virtuellen Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am Freitag vor.

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Die Impfstoffe könnten in den Zentren bei hohen Minustemperaturen gelagert und von dort in die anfordernden Praxen gebracht werden, waren sich die Ärzte einig. Impfskepsis lasse sich zudem nur in den Praxen ausräumen.

Heime sollen sofort aktiv werden

Auch das aufsuchende Impfen war Thema der Versammlung. Unbestritten sei, dass die Bedrohungen durch SARS-CoV-2 in Gemeinschaftseinrichtungen am größten seien. „Wenn die Politiker die Todesstatistiken herunterfahren wollen, dann geht das nur über die Heime“, sagte Dr. Peter Heinz, KV-Chef in Rheinland-Pfalz. Die Länder müssten daher zügig „impffähige Heime“ produzieren. Dies betreffe vor allem die rechtssichere Aufklärung der Bewohner mit Blick auf ihre Einwilligungsfähigkeit, sagte Heinz.

Die Heime sollten die bestellten Betreuer bereits ab kommenden Montag darauf ansprechen, sagte Carsten Koenig, KV-Vize in Nordrhein. Es sei bekannt, wie schwer es sei, Betreuer zu erreichen. Zudem müssten Möglichkeiten geprüft werden, in Gruppen aufzuklären. Anders werde die Erstaufklärung nicht gelingen, so König.

Aufklären bis zum Pieks

Verlässliche Informationen darüber, wie die Impfaufklärung in den geplanten Impfzentren und den Praxen vonstatten gehen solle, forderte der Vorstandschef der KV Bayern, Dr. Wolfgang Krombholz. Umfassende Antworten dazu mussten die KBV-Oberen allerdings noch schuldig bleiben. Rechtssichere Materialien zur Aufklärung könne es im Moment noch nicht geben, weil die Zulassung für den Impfstoff noch ausstehe, erwiderte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister.

Es habe dazu bereits Gespräche im Bundesgesundheitsministerium gegeben. Eine „komplette Exkulpierung“ der Ärzte durch Infomaterial und Gruppenaufklärung sei demnach nach Ansicht von Juristen nicht möglich. Die Menschen müssten kurz vor dem Pieks noch einmal angesprochen werden, ob sie noch eine Frage zur Impfung hätten. Komme es zu Sprachproblemen, dürfe nicht geimpft werden, bis diese gelöst seien.

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