Telematikinfrastruktur

Ärztetag macht Druck

Der Ärztetag hat klipp und klar erklärt, was er von der Telematikinfrastruktur erwartet: Sie muss Ärzten helfen, damit Patienten besser versorgt werden.

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Ellenlange Rednerlisten, intensive Debatten: Die Delegierten des Ärzetags bewältigten ein großes Arbeitsprogramm.

Ellenlange Rednerlisten, intensive Debatten: Die Delegierten des Ärzetags bewältigten ein großes Arbeitsprogramm.

© Jochen Rolfes

DÜSSELDORF. Die Delegierten des Deutschen Ärztetags machen Druck: Für den Aufbau einer Telematikinfrastruktur (TI) fordern sie möglichst schnell medizinische Anwendungen wie etwa den elektronischen Arztbrief oder Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte (eKG), um Ärzte bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

"Die TI muss Patienten und Ärzten dienen und ihren zusätzlichen Beitrag bei der Versorgung der Patienten unter Beweis stellen", heißt es in einer Entschließung, die in Düsseldorf nach einer phasenweise kontroversen Diskussion verabschiedet wurde.

Die Delegierten lehnen auch in Sorge vor einem weiteren Bürokratieschub die Übertragung des Online-Versicherungsstammdatenmanagements (VSDM) auf die Ärzteschaft ab und fordern eine entsprechende Gesetzesänderung. Das sei originäre Verwaltungsaufgabe der Kassen, hieß es.

Diese hätten 60 Millionen Karten ausgegeben, bei denen nicht sicher sei, ob Person, Foto und Daten übereinstimmen. Die Karten seien als Authentifizierungsinstrument für die Weitergabe sensibler Daten ungeeignet. "Eine zusätzliche Ausweiskontrolle in Praxen kann keine Lösung sein", heißt es im Entschließungsantrag.

Ärzte ausdrücklich in Schutz genommen

"Die Ärzte haben alle Problemfelder beim Thema TI erkannt, es gibt keine Fundamentalopposition mehr und wir gehen aufeinander zu", sagte BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery nach dem Ende der Diskussion im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung."

Dr. Franz-Joseph Bartmann, der Vorsitzende des Telematikausschusses der BÄK, hatte in seinem Bericht über die Zusammenarbeit mit der Gematik ausdrücklich Ärzte in Schutz genommen, die sich 2015 beteiligen, wenn TI-Anwendungen in einigen Regionen getestet werden.

"Wir haben immer ärztlichen Sachverstand für die Tests gefordert", sagte er. "Jetzt die Kollegen zu attackieren, die bereit sind, sich genau in diesem Sinne zu engagieren, übersteigt mein Verständnis."

Bartmann warnte davor, den Fokus bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens ausschließlich auf die Gematik zu reduzieren und dabei wichtige Entwicklungen zu verpassen. Es gebe inzwischen Zehntausende von Apps, die sich mit Gesundheit beschäftigen und Ärzten Vitalparameter zur Verfügung stellen.

"Zum Teil kennen wir nicht einmal die konkreten Fragen, die die Verbreitung von Apps im Gesundheitswesen aufwerfen werden", sagte er.

Der Ärztetag ging am Freitag zu Ende. Hamburg soll Tagungsort 2016 werden. 2015 findet der Ärztetag in Frankfurt/Main statt. (fuh)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zur Telematik: Der lange Weg zum Konsens

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