Pflegebedarfe frühzeitig erkennen

Altenpflegeverband wirbt für Angebot der präventiven Hausbesuche

In Dänemark und Holland gibt es präventive Hausbesuche bei Senioren bereits – in Deutschland nur punktuell. Der Altenpflegeverband DEVAP fordert ein Umdenken, die Kosten für das Angebot habe die GKV zu tragen.

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Zu Besuch: Der Altenpflegeverband DEVAP fordert flächendeckende Implementierung des präventiven Hausbesuchs.

Zu Besuch: Der Altenpflegeverband DEVAP fordert flächendeckende Implementierung des präventiven Hausbesuchs.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Berlin. Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) spricht sich dafür aus, präventive Hausbesuche bei Menschen ab 75 als flächendeckendes Angebot einzuführen. Die Kosten dafür habe die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu tragen.

„Entscheidend für die Entwicklungszahlen des Pflegebedarfs wird künftig sein, ob und wie frühzeitig kritische Lebenslagen alter Menschen mit diesen gemeinsam identifiziert werden können, um notwendige Interventionen einzuleiten. Hier bietet sich das Konzept des präventiven Hausbesuchs an“, sagte DEVAP-Chef Wilfried Wesemann anlässlich der Veröffentlichung eines Positionspapiers des Verbands am Mittwoch.

Mit vergleichsweise geringen personellen und finanziellen Ressourcen ließen sich mithilfe des Angebots ambulante und familiäre Hilfestrukturen stärken, Pflegebedürftigkeit hinauszögern und der Verbleib in der Häuslichkeit deutlich verlängern, betonte Wesemann.

Schon heute wisse man aus Berechnungen des Statistischen Bundesamts, dass in 30 Jahren mehr als 25 Prozent der hiesigen Bevölkerung 67 Jahre und älter sei. „Damit verbunden ist die Perspektive, dass deutlich mehr Ältere pflegebedürftig sein werden als die vier Millionen Pflegebedürftigen heute. Dem muss mit allen Mitteln entgegengewirkt werden.“

Risikofaktoren für Erkrankungen frühzeitig erkennen

Präventive Hausbesuche bei älteren Menschen seien bereits im dritten Altenbericht von 2003 als geeignete Methode beschrieben worden, um Risikofaktoren für Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Bislang sei das Angebot jedoch nur „in ganz wenigen kommunalen Hilfestrukturen“ verankert, kritisierte Wesemann. Den präventiven Hausbesuch leistungsrechtlich im Sozialgesetzbuch V zu verorten, ergebe Sinn, „da Prävention in die finanzielle Zuständigkeit der Krankenversicherung fällt“, erklärte Wesemann.

Laut einem Positionspapier des DEVAP sind präventive Hausbesuche bereits in einigen europäischen Ländern wie Dänemark oder Holland gang und gäbe. Dänische Bürger, die älter als 75 Jahre sind und keine institutionellen Hilfen im Alltag erhalten, haben demnach seit 1998 Anspruch auf zwei kostenfreie präventive Hausbesuche im Jahr.

Angebot hilft den Kommunen

Diese Idee der „vorausschauenden Pflege“ helfe den Gemeinden, einen absehbaren Hilfsbedarf frühzeitig zu erkennen und entsprechende Unterstützung zu planen, heißt es im Papier des DVAP. Im niederländischen System käme den Kommunen die Aufgabe zu, Senioren zu unterstützen, so lange wie möglich in der eigenen Häuslichkeit zu leben. Die allgemeine Lebenssituation sowie der absehbare Unterstützungsbedarf würden seit 2015 in einem „Küchentischgespräch“ bei Hausbesuchen geklärt.

In Deutschland zählt laut Verband Rheinland-Pfalz zu den Vorreitern bei den präventiven Hausbesuchen: Zwischen 2015 und 2018 sei dort das kommunale Modellprojekt „Gemeindeschwester plus“ durchgeführt worden. Anschließend sei das Angebot mit Präventionsmittel ausgebaut worden. (hom)

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Kommentare
Dr. Christoph Luyken 26.10.202218:50 Uhr

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Der gelegentliche Hausbesuch bei seinen alten Patienten gehörte früher zum Pflichtprogramm eines jeden Hausarztes. Hätte man nicht viel Hausärzte (und solche die es werden könnten) vergrault und könnten die verbliebenen noch so arbeiten, wie es Ihrer eigentlichen Bestimmung entspricht, dann gäbe es das Problem nicht, für welches jetzt "Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege" eine Lösung sucht.....!

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