TV-Kritik

"Anne Will" - Durchmarsch für die Opposition

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Daniel Bahr, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, teilt sich mit seinem Chef eine wichtige Eigenschaft: Er ist stets höflich, er fällt nicht aus der Rolle, bewahrt die Contenance. Allein, es hilft nicht: Anne Will hatte den FDP-Gesundheitspolitiker in die Sandwich-Position zwischen Rot-Grün eingeklemmt, links Karl Lauterbach, Epidemiologe, rechts Bärbel Höhn, Mathematikerin. Bahr mochte noch so beharrlich den schrittweisen Einstieg in die sozial ausgewogene künftige Gesundheitsprämie darlegen - erbarmungslos bohrte vor allem Höhn den Finger in die Wunde: Da die FDP als Steuersenkungspartei nicht die Absicht habe, den Spitzensteuersatz von derzeit 42 Prozent zu erhöhen, werde die geplante, mit Steuern subventionierte und für Besserverdienende im Vergleich zum heutigen Beitrag günstigere Prämie eben von Normal- und Kleinverdienern finanziert. Womöglich über eine Mehrwertsteuer. Zwischenfazit: Die fehlende Glaubwürdigkeit der FDP in der Sozialpolitik lässt sich durch Höflichkeit nicht kompensieren.

Keineswegs glücklicher dürfte Cornelia Yzer vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller die Arena verlassen haben. Konfrontiert wurde sie mit dem Journalisten Hans Weiß, der auf den Wirkstoff-Spotmärkten Preise recherchiert hatte, die nur bei einem Mini-Bruchteil der Verkaufspreise lägen. Yzers Problem: Sie spricht nur für die forschende Industrie. Und offenbar fällt Lobbyisten schwer, über ihre Verbandsbrille zu gucken. Was Weiß schilderte, ist nämlich keineswegs absurd, sondern auf dem Generikamarkt Realität - zum Nutzen von Krankenkassen und Patienten, denen die Hersteller Arzneimittel für Centbeträge liefern.

Das gilt natürlich nicht für die forschende Industrie - und deren Preise, insbesondere für Innovationen, stehen gegenwärtig politisch unter schärfster Beobachtung. Warum die Preise überhöht sind, dafür liefert der politische Stammtisch einen simplen Grund: Es gibt gute Kosten für gute Arbeitsplätze - in der Forschung; und es gibt amoralische Kosten für amoralische Arbeitsplätze - im Verkauf. Und dort hat die forschende Industrie mehr Stellen als in der Forschung. Eine Paradebeispiel für eine undifferenzierte Diskussion.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahlen von vfa und IGES

Krebsmedikamente bleiben innovativ – und teuer

Frühe Nutzenbewertung

G-BA: Geringer Zusatznutzen für Nivolumab bei Ösophaguskrebs

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

© Springer Medizin Verlag GmbH

AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“