Kranke Psyche

Arbeit weder Schutz- noch Risikofaktor

Die Studie im Auftrag bayerischer Arbeitgeber basiert auf einer langfristigen Bevölkerungsstichprobe.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Die Zahl der diagnostizierten psychischen Erkrankungen steigt seit Jahren stetig. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Vermutung geäußert, dass in erster Linie Stress am Arbeitsplatz die Ursache dafür ist.

Deshalb haben die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und die Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber beim Max-Planck-Institut für Psychiatrie eine Studie in Auftrag gegeben, die mögliche Zusammenhänge aufdecken soll.

Das Ergebnis wurde kürzlich in München vorgestellt: Arbeit ist kein besonderer Risikofaktor für psychische Erkrankungen. Und: Hinsichtlich psychischer Erkrankungen gibt es keine Unterschiede zwischen berufstätigen und nicht-berufstätigen Personen.

Vor allem personenbezogene Merkmale für Depression verantwortlich

Nach Angaben von Professor Florian Holsboer, ehemaliger Leiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, unter dessen fachlicher Leitung die Studie erstellt wurde, ist Arbeit weder ein Schutz- noch ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen.

Depressionen sind nach seinen Angaben vor allem durch personenbezogene Merkmale und biografische Ereignisse bedingt. Dabei seien Prävention, frühe Erkennung und schnelle Behandlung wichtig, sagte Holsboer.

Ein Merkmal der Studie sei die lange Laufzeit, betonte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Die Erkenntnisse beruhen auf Erhebungen innerhalb einer Bevölkerungsstichprobe, die seit 20 Jahren begleitet wird", erklärte Brossardt.

Die meisten Studien zum Einfluss von Arbeitsbedingungen auf die psychische Gesundheit basierten dagegen auf Querschnittsdaten oder untersuchten nur eine kurze Zeitspanne.

Zugleich verwies Brossardt auf ein 2013 von den Arbeitgeberverbänden in Bayern initiiertes Programm zur psychischen Gesundheit, das aus den drei Säulen Wissenschaft, Beratung und Weiterbildung besteht.

Anonyme Hotline für psychische Probleme

Dazu gehöre auch, dass Mitarbeitern und Führungskräften aus Mitgliedsunternehmen eine anonyme Telefonhotline bei psychischen Problemen anbietet. Seit September 2013 seien über 400 Beratungsgespräche geführt worden.

"Nach der Erstberatung vermitteln wir bei Bedarf über unsere Datenbank mit rund 3700 Einträgen Kontaktadressen für die weitere Behandlung", sagte Brossardt. Zudem gebe es Workshops und Trainings für Geschäftsführer, Führungskräfte und Personalverantwortliche sowie Betriebsärzte, an denen bisher fast 800 Personen teilgenommen haben.

"Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung bewusst", sagte Brossardt. Denn von betrieblichen Maßnahmen für Prävention und Gesundheitsschutz profitierten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen. (sto)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Frau mit Insomnie liegt in ihrem Bett und kann nicht einschlafen.

© Marco / stock.adobe.com

Ansatz für die Prävention?

Schlafstörungen können Glaukom-Entstehung fördern

In der Grippe-Saison 2025/2026 in Europa wird die Influenza-Variante, A(H3N2) der Subklade K wahrscheinlich eine dominierende Rolle spielen.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Influenza A(H3N2) Subklade K

Grippe-Saison in diesem Jahr früher – ECDC rät zu Impfung