Kritik an Apotheken-Plänen von Gesundheitsministerin Warken
Arzneien ohne ärztliche Verordnung: Ärzteschaft protestiert mit Offenem Brief
Von Bundesärztekammer bis Marburger Bund. Die Ärzteschaft steht gegen Pläne, Apotheken die eigenverantwortliche Abgabe von Arzneien ohne ärztliche Verordnung zu erlauben. Und: Die Apotheker wollen dies auch nicht.
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Apotheker am Tresen. Über den soll es keine Abgabe von Medikamenten in der Eigenverantwortung der Apotheken geben dürfen, fordern die Standesorganisationen und Verbände der Ärzteschaft.
© Monika Skolimowska / dpa / picture alliance
Berlin. Pläne von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU), Apotheken die eigenverantwortliche Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu ermöglichen, sorgen für breiten Protest in der Ärzteschaft.
Am Freitag haben sich die Standesorganisationen und Verbände der Ärzteschaft in einem gemeinsam verfassten Offenen Brief an die Ministerin gewandt. Auch weitere Angebote zum Impfen in Apotheken und zur Früherkennung stoßen auf massiven Widerstand: „Wir bitten Sie dringlich, diese Pläne zu überdenken“, heißt es in dem Brief. „Der Wille zur Stärkung der Apotheken darf nicht dazu führen, dass Aufgaben an sie ausgelagert würden, die originär ärztliche Qualifikationen erforderten“.
In dem Schreiben drückt die in diesem Punkt vereinte Ärzteschaft ihre „große Sorge“ darüber aus, das die Ministerin Apotheken per Gesetz mit Aufgaben betrauen wolle, die unbedingt einer ärztlichen Qualifikation bedürften. Zuvor hatte bereits der Präsident des Apothekendachverbands ABDA mitgeteilt, dass er die strikte Trennung zwischen Arzneimittelverordnung und -abgabe nicht aufgeweicht wissen wolle.
Praxen würden nicht entlastet
„Die Verordnung muss dem Arzt vorbehalten bleiben“, sagte Preis in Reaktion auf die Pläne Warkens. Medizinisch und pharmazeutisch sicher sei die Abgabe von Medikamenten in der Apotheke nur dann, wenn sie sich aus der elektronischen Patientenakte ableiten lasse.
Die in dieser Frage einigen Ärzteorganisationen betonen in ihrem Schreiben, dass eine Möglichkeit, verschreibungspflichtige Medikamente ohne ärztlich Versorgung abgeben zu können, aus Sicht der Ärzteschaft eine „rote Linie“ überschreite. Die Vorstellung, Arztpraxen auf diese Weise zu entlasten, führe ins Leere. Gleichzeitig werde die geplante Koordinierungsfunktion von Ärztinnen und Ärzten in einem noch einzuführenden Primärarztsystem konterkariert.
Dies gelte auch für geplante Impf- und Diagnostikleistungen in den Apotheken, warnen die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, der Hausärztinnen- und Hausärzteverband, der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands, der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen, der Virchowbund und der Hartmannbund.
Studien belegten, dass Impf- und Früherkennungsquoten in der Folge ärztlicher Koordination und Begleitung stiegen, nicht durch die Ausweitung von Angeboten. Zudem drohe das Risiko einer Vielzahl falsch-positiver Befunde und der Verunsicherung der Patientinnen und Patienten. (af)