Arztassistenten - echte Hilfe oder verkappte Billig-Ärzte?
STUTTGART (mm). Als erstes Bundesland will Baden-Württemberg sogenannte Arztassistenten ausbilden. Sie sollen künftig Ärzte an Krankenhäusern entlasten.
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Medizinstudium - in drei Jahren ist kein Abschluss möglich.
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Geplant ist, dass die ersten 30 Studenten in der Dualen Hochschule Karlsruhe - ehemals Berufsakademie - im Studienjahr 2010/11 mit dem dreijährigen Bachelor-Studiengang Arztassistent starten. Doch schon werden kritische Stimmen laut. Einwände gegen das neue Ausbildungsangebot kommen von der baden-württembergischen Landesärztekammerpräsidentin Dr. Ulrike Wahl.
Vorgestellt wurde der Studiengang Arztassistent/Physician Assistant bei der Herbsttagung des Verbands der Krankenhausdirektoren in Bad Liebenzell durch die Professoren Dr. Georg Richter und Dr. Konrad Spessardt von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Er soll pflegerische und medizinische Elemente enthalten und nach sechs Semestern mit einem Bachelor abschließen. Die ausgebildeten Arztassistenten werden mit ihrer Qualifizierung eine Position zwischen Arzt und Krankenschwester oder -pfleger einnehmen.
In Großbritannien und in den USA gibt es bereits seit Längerem den Physician Assistant. Er erledigt Routineaufgaben, die der Arzt an ihn delegiert. Ein Masterstudiengang, mit dem Arztassistenten sich weiter qualifizieren könnten, ist bislang nicht vorgesehen. Einen Übergang zum Medizinstudium soll es nicht geben.
"Der Arztassistent als neue Kompetenzebene stellt keine Antwort auf aktuelle Probleme in den Kliniken dar", sagte Kammerpräsidentin Wahl bei der Delegiertenversammlung. Zwar erbrächten Ärzte zunehmend medizinferne Tätigkeiten. Dies sei "ohne Zweifel Grund, sich Gedanken zur Abhilfe zu machen", sagte Wahl. Der Arzt-Assistent sei jedoch keine Antwort. In Deutschland könnte künftig manche Planstelle eines Krankenhausarztes durch die eines Arztassistenten ersetzt werden, fürchten Kritiker wie Wahl. Schließlich könnten Arztassistenten auch als Option zur Kostendämpfung missverstanden werden.
Der Deutsche Ärztetag habe sich mehrfach gegen eine Bachelor-Qualifikation in der Medizin ausgesprochen, erinnerte Wahl. Es sei unmöglich, in einem dreijährigen Bachelor-Studium sowohl eine solide wissenschaftliche Grundausbildung als auch eine spezifische Berufsbefähigung zu vermitteln. "Patienten haben Anspruch auf einen Facharztstandard, mit einer Schmalspur-Medizin ist keinem gedient", so Wahl.