Fachärztetag

BÄK-Präsident: Die Zukunft liegt in der „hausärztlichen Einheit“

Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt rät Vertragsärzten zur Partnersuche für die Versorgung auf dem Land. Warum er in der Einzel-Landarztpraxis kein Modell für die Zukunft sieht. Und warum er ein bisschen der Praxisgebühr nachtrauert.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Einzel-Landarztpraxis sei ein „wunderbares Klischee“, so Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt.

Die Einzel-Landarztpraxis sei ein „wunderbares Klischee“, so Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt.

© Rolf Schulten

Berlin. Welche Zukunft hat die Einzelpraxis auf dem Land? Keine, sagt Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt. Die Einzel-Landarztpraxis sei ein „wunderbares Klischee“, sagte er bei einer Diskussionveranstaltung zum Abschluss des „Fachärztetages“ am Freitagabend in Berlin. Dort zu arbeiten sei sicher eine „schöne Tätigkeit“, aber kein Modell für die Zukunft. „Das glaube ich definitiv nicht“, sagte er.

Reinhardt geht vielmehr davon aus, dass Ärzte auf dem Land künftig in einer „hausärztlichen Einheit“ in größeren Einzugsgebieten im Team mit Kommunen, Pflegediensten, geriatrischen Einrichtungen und eventuell Krankenhäusern tätig sein werden. Für ihn sei entscheidend, dass die Ärzte unternehmerisch gestaltend mit an Bord seien und nicht Angestellte von Kommunen würden, sagte der BÄK-Präsident.

Reinhardts Rat an die KBV

Für die Vertragsärzte hielt er einen Ratschlag bereit: „Wenn ich in der Kassenärztlichen Vereinigung tätig wäre, dann würde ich denen raten, sich auf den Weg zu machen und mit Partnern zusammen gestaltend aufzutreten“, sagte Reinhardt. Da sei noch Spielraum, und es sei noch nicht ausreichend Fantasie entwickelt, glaubt er.

Wenn es in bestimmten ländlichen Bereichen niemanden gebe, der die ärztliche Versorgung sicherstellen wolle, sei das ein Problem, sagte Reinhardts Diskussionspartner Christian Lindner, der Bundesvorsitzende der Freien Demokraten. Er schlage dafür einen breiten Diskurs vor, um zu überlegen, an welchen Stellschrauben man drehen könne. Das könnten die Vergütungssysteme und die Frage eines „richtigen Verhältnisses von ambulant zu stationär“ sein, sagte Lindner. Zudem gelte es die Kosten der Administration zu reduzieren. „Die FDP-Gesundheitsminister haben immerhin die Praxisgebühr abgeschafft.“

Eigenbeteiligung nicht mehr in den Hirnen

Damit rannte Lindner beim Ärztepräsidenten allerdings keine offene Tür ein. „Das ist ein Sonderthema“, sagte Reinhardt. Die Praxisgebühr sei bei allen Mängeln immerhin „das einzige Element, bei dem es so etwas wie Selbstbeteiligung gab“, gewesen. Mit der Gebühr sei dieses Thema nun aus „den Hirnen des Bundestages“ verschwunden, und komme da in den nächsten zehn Jahren wohl auch nicht mehr hinein. „Wenn überhaupt“, schob Lindner lakonisch hinterher.

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