SARS-CoV-2

BÄK-Präsident hält nichts von Ausgangssperre

In Deutschland steht eine generelle Ausgangssperre für die Bürger im Raum, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 weiter einzudämmen. BÄK-Präsident Reinhardt sieht eine solche Einschränkung kritisch.

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„Ich glaube nicht, dass wir das, was wir jetzt tun, monatelang fortführen können“, sagt BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt.

„Ich glaube nicht, dass wir das, was wir jetzt tun, monatelang fortführen können“, sagt BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt.

© Gregor Fischer/dpa

Berlin. Generelle Ausgangssperren lehnt der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, strikt ab. „Damit schaffen sie eine gespenstische Atmosphäre, die die Menschen extrem ängstigt“, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das könne auch dazu führen, dass die Solidarität in der Gesellschaft, auf die wir jetzt dringend angewiesen seien, auseinanderbreche, warnte er.

Die beispiellosen Beschränkungen des Alltagslebens müssen seiner Ansicht nach schon jetzt klar befristet werden. „Ich glaube nicht, dass wir das, was wir jetzt tun, monatelang fortführen können“, so der BÄK-Präsident. Die Ängste und Sorgen würden die Menschen psychisch überfordern.

Müssen an Ausstiegsszenario arbeiten

Reinhardt fordert, schon jetzt an einem Ausstiegsszenario zu arbeiten. „Wir müssen uns Gedanken machen über den Tag X, wenn die jetzigen Maßnahmen wie Schulschließungen beendet werden“, empfiehlt er.

Menschen über 65 und andere Risikogruppen wie chronisch Kranke müssten sich darauf vorbereiten, dass die Einschränkungen danach für sie noch länger gälten. „Wir brauchen umfassende Maßnahmen, um diese Bevölkerungsgruppe isolieren zu können, während sich das öffentliche Leben wieder schrittweise normalisiert.“

Hoffen auf die Vernunft der Bevölkerung

Laut Kanzleramtschef Helge Braun wollen die Politiker in den nächsten Tagen entscheiden, ob es zu Ausgangssperren kommt. „Wir werden uns das Verhalten der Bevölkerung an diesem Wochenende anschauen“, sagte der CDU-Politiker dem „Spiegel“.

Man setze aber darauf, dass die Bevölkerung die Maßnahmen verstehe und bereit sei, ihr Sozialleben einzuschränken. Eine generelle Ausgangssperre sei eine enorme zusätzliche Belastung, das zeige der Blick in die Nachbarländer, die diese Sperren bereits verhängt haben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will am Sonntagabend mit den Ministerpräsidenten der Länder in einer Telefonkonferenz über eine eventuelle Verschärfung der Schutzmaßnahmen beraten.

Kinderpsychiater raten Eltern zu Gelassenheit

Unterdessen appellieren Kinderpsychiater an Eltern, sich nicht zu viele Sorgen um den Nachwuchs zu machen, der weitgehend zu Hause bleiben muss. „Die Frage, wie ich Kinder beschäftigen soll, hat sich bis vor wenigen Jahrzehnten keiner gestellt, weil Kinder sich selbst beschäftigt haben“, sagt der Düsseldorfer Kinderpsychiater Dirk Heimann.

Das Problem seien eher überängstliche Erwachsene. Menschen verfügten über eine hohe Anpassungsfähigkeit, das schließe Kinder mit ein, so Heimann. Für viele Kinder sei ohnehin die Schule einer der Hauptstressoren. Das merkten auch die Kinderpsychiater: „Unsere Beanspruchung bricht in den Sommerferien massiv ein“, berichtet Heimann aus langjähriger Erfahrung. (dpa)

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