BÄK-Vorstand: Hausarzt folgt auf Henke

Zwei Wahlgänge und eine Stichwahl hat es gedauert: Dr. Christoph von Ascheraden rückt für Rudolf Henke im Vorstand der Bundesärztekammer nach - und damit ein Hausarzt.

Veröffentlicht:

Von Johanna Dielmann von Berg und Wolfgang van den Bergh

Neu im BÄK-Vorstand: Dr. Christoph von Ascheraden.

Neu im BÄK-Vorstand: Dr. Christoph von Ascheraden.

© LÄK BaWü

NÜRNBERG. Im großen Saal der Nürnberger Meistersingerhalle steht die schwüle Luft. Dicke Luft breitet sich auch unter den 250 Delegierten des Ärztetages aus.

Denn eigentlich ist klar: Der letzte Sitz im Vorstand der Bundesärztekammer soll von einem gewählten angestellten Arzt besetzt werden - einer Tradition der 60er Jahre folgend.

Damals, so berichten Zeitzeugen, sollte so sichergestellt sein, dass die Macht der niedergelassenen Ärzte im höchsten Gremium der Ärzteschaft beschränkt wird.

Für den Vize-Chef des Marburger Bundes, Dr. Andreas Botzlar, sollte diese Wahl zu einem Spaziergang werden. Doch seit Tagen rumort es, ob es nicht an der Zeit wäre, mit der Tradition zu brechen.

Hauptproblem dabei: Haus- und Fachärzte müssten sich auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigen - eine schier unlösbare Voraussetzung, oder?

In zwei etwa 30 Meter langen Schlangen drängen sich die Delegierten um 18.20 Uhr noch einmal an die Wahlurnen - zum dritten Mal bereits. Nach einem langen und arbeitssamen Sitzungstag wollen alle einfach nur raus aus diesem Brutkasten.

Auf die blauen Zettel haben sie "Botzlar" oder "von Ascheraden" gekritzelt.

Eine halbe Stunde später ist die Sensation perfekt. Die Stichwahl entscheidet: Dr. Christoph von Ascheraden ist mit 128 von 226 Stimmen gewählt. Der niedergelassene Allgemeinarzt folgt damit Rudolf Henke auf diesem Platz.

Der wiederum hatte die Nachfolge als Kammerpräsident von Professor Jörg D. Hoppe in Nordrhein angetreten, der im November des vergangenen Jahres gestorben war. Präsidenten der Landesärztekammer sind automatisch Mitglieder im Vorstand der Bundesärztekammer.

BDI-Chef begrüßt Wahl

Von Ascheraden ist Präsident der Bezirksärztekammer Südbaden. In die Bundesärztekammer möchte der Hausarzt aus St. Blasien vor allem seine Praxiserfahrung einbringen.

Von Ascheraden will sich mit Ethik beschäftigen: "Ich finde es wichtig, dass Vorstandsmitglieder im ärztlichen Beruf tätig sind - und das bin ich mit Leib und Seele", warb er bei seiner Vorstellung um die Stimmen der Delegierten. Er ist Mitglied der Ethikkommission der Uni Freiburg.

Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der palliativmedizinischen Betreuung und Versorgung von Heimbewohnern. Sein zweites Standbein ist die Suchtmedizin. Hier ist er nicht nur Vorsitzender des Ausschusses "Suchtmedizin" der Kammer Baden-Württemberg, sondern auch Vize-Chef des Ausschusses "Drogen und Sucht" bei der BÄK.

Berufspolitische Erfahrungen hat von Ascheraden in der KV Südbaden und später als zweiter Vorsitzender der KBV-VV erworben.

In allen drei Wahlgängen hatte von Ascheraden im Vergleich zu den Konkurrenten Botzlar und Dr. Regine Rapp-Engels die Nase vorn. In der Stichwahl reichte es dann gegen Botzlar mit 128 zu 95 Stimmen für die Mehrheit.

Dr. Wolfgang Wesiack, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten, hat die Wahl von Ascheradens begrüßt. Der Allgemeinarzt habe das Vertrauen auch der niedergelassenen Fachärzte, sagte Wesiack.

"Wir haben ein Signal gesetzt, dass sich niedergelassene Ärzte trotz aller bisweilen unterschiedlicher Positionen auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigen können."

In Richtung Marburger Bund sagte er, dass sich das Votum nicht gegen die Person von MB-Vize Botzlar richte. Selbstverständlich werde man weiter mit dem MB zusammenarbeiten.

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