Baden-Württemberg

Bereitschaft zum Schwangerschaftsabbruch soll kein Job-Kriterium für Ärzte werden

Nach einigen Differenzen in der Landesregierung von Baden-Württemberg sind sich Wissenschaftsministerin und Sozialstaatssekretärin einig: Ärzte, die an landeseigenen Kliniken arbeiten möchten, müssen nicht grundsätzlich bereit sein, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Immer weniger Ärzte sind bereit, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen. Manche Bundesländer haben mittlerweile Schwierigkeiten ihren Sicherstellungsauftrag nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz zu erfüllen.

Immer weniger Ärzte sind bereit, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen. Manche Bundesländer haben mittlerweile Schwierigkeiten ihren Sicherstellungsauftrag nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz zu erfüllen.

© Mariakray/stock.adobe.com

Stuttgart. Die Bereitschaft Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, wird keine Einstellungsvoraussetzung an Krankenhäusern in Baden-Württemberg sein. Darauf haben Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Sozialstaatssekretärin Bärbl Mielich (beide Grüne) am Montag in einer gemeinsamen Pressemitteilung hingewiesen.

Zuvor hatte unter anderem die „Ärzte Zeitung“ darüber berichtet, das baden-württembergische Sozialministerium wolle prüfen, ob die Universitätskliniken des Landes verpflichtet werden könnten, die Neueinstellung von Ärzten von der Bereitschaft abhängig zu machen, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen.

Viele Länder haben Probleme mit dem Sicherstellungsauftrag

Nicht nur Baden-Württemberg steckt bei diesem Thema in einer Bredouille. Einerseits sind die Länder verpflichtet, ein ausreichendes Angebot ambulanter und stationärer Einrichtungen zur Vornahme von Schwangerschaftsabbrüchen sicherzustellen, andererseits sind immer weniger Ärzte in Praxen und Kliniken bereit, diese Eingriffe zu machen. Auch weil der Druck durch radikale Lebensschützer auf Ärzte wächst.

„Es gelte einen klugen Weg zu finden in dem im Schwangerschaftskonfliktgesetz angelegten Spannungsverhältnis zwischen Sicherstellungsauftrag und Weigerungsrecht“, heißt es nun in der Stellungnahme der beiden Grünen-Politikerinnen.

Problem muss gelöst werden

Sie seien sich einig, dass es ausdrücklich nicht darum gehe, auf einzelne Ärzte Druck auszuüben oder deren Bereitschaft zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs zum Einstellungskriterium an einer Uniklinik zu machen, sagt Mielich.

„Unser Ziel ist es vielmehr, junge Ärztinnen und Ärzte frühzeitig, am besten schon während des Studiums, für das komplexe und ethisch anspruchsvolle Thema zu sensibilisieren“, erklärt Bauer. Man müsse mit den Medizinischen Fakultäten und auch mit den Unikliniken als Leuchttürmen der stationären Versorgung ins Gespräch kommen.

„Es handelt sich dabei um eine sehr komplexe, schwierige Fragestellung, zu der es keine einfachen Antworten gibt“, sagen beide. Es sei aber notwendig, diese Debatte in der Gesellschaft zu führen und dem Sicherstellungsauftrag nachzukommen.

Nach einer Erhebung von Pro Familia gab es Ende 2018 in 14 baden-württembergischen Städten und Landkreisen überhaupt kein medizinisches Angebot, einen Abbruch nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz vornehmen zu lassen.

Mehr zum Thema

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Das könnte Sie auch interessieren
Pflanzenzweige in Reagenzgläsern

© chokniti | Adobe Stock

PMS? Phytotherapie!

Evidenzbasierte Phytotherapie in der Frauenheilkunde

Packshot Agnucaston

© Bionorica SE

PMS? Phytotherapie!

Wirkmechanismus von Agnucaston® 20 mg

Mönchspfeffer Pflanze

© Lemacpro / AdobeStock

Phytotherapie bei PMS

Wissenschaftliche Kurzinformation zu Agnucaston® 20 mg

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen