Berliner Klinik vorbildlich bei Organspende

"Deutschland hat ein Problem mit der Organspende", urteilen Experten. Eine Ursache sei der mangelnde Einsatz der Kliniken, die in der Entnahme und im Versand von Spenderorganen nur Kostenfaktoren sehen. Das Unfallkrankenhaus Berlin zeigt, dass es auch anders geht.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
"Auszeichnung für alle Mitarbeiter": ukb-Chef Professor Axel Ekkernkamp (r.) und Klinikarzt Professor Walter Schaffartzik mit Urkunde.

"Auszeichnung für alle Mitarbeiter": ukb-Chef Professor Axel Ekkernkamp (r.) und Klinikarzt Professor Walter Schaffartzik mit Urkunde.

© ukb

BERLIN. Mit dem Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) ist erstmals ein Krankenhaus der Hauptstadt für seinen Einsatz für Organspende ausgezeichnet worden. Die umfassende Unterstützung der Transplantationsbeauftragten durch die Klinikleitung, die systematische Fortbildung des Personals und die Arbeit mit einem standardisierten Verfahren bei einer akuten Organspende seien für die Ehrung durch die Berliner Gesundheitssenatsverwaltung und die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ausschlaggebend gewesen, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke). "Nicht alle Krankenhausleitungen kooperieren bei der Organspende so gut wie das ukb", sagte Lompscher, die selbst im Besitz eines Organspendeausweises ist. Im ukb kam es im vergangenen Jahr zu 15 Organentnahmen. Damit ist das ukb Spitzenreiter in Berlin.

"Das ist keine Auszeichnung für Honoratioren, sondern für die gesamte Belegschaft", freute sich Professor Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des ukb. Sichtbar wird sie in einer von Professor Roland Hetzer gestifteten Skulptur der Künstlerin Susanne Rast aus Mecklenburg-Vorpommern. "Wir haben in Deutschland ein Problem mit der Organspende", mahnte der Ärztliche Direktor am Deutschen Herzzentrum. Trotz Transplantationsgesetz von 1997 gehe die Zahl der transplantierten Organe kontinuierlich zurück. 2009 seien in Deutschland 347 Herzen verpflanzt worden. "Mitte der 90er Jahre waren es noch doppelt so viele", sagte Hetzer.

Das Transplantationsgesetz verpflichtet Ärzte, mit den Angehörigen möglicher Organ- und Gewebespender über eine Transplantation zu sprechen, falls der Sterbende nicht ohnehin einen Spenderausweis besitzt. Dieses Bemühen um den einzelnen Spender sei im Nordosten Deutschlands besonders ausgeprägt, lobte Hetzer.

Aus dieser Region stammen bundesweit die meisten Organspenden. Auf eine Million Einwohner kämen 19,2 Spenden, sagte Dr. Claus Wesslau, der im Nordosten die Geschäfte der DSO führt. Bundesweit liegt der Schnitt bei 14,5 Spenden auf eine Million Einwohner. Zum Vergleich: Von einer Million Spaniern spenden jeweils 34 ihre Organe.

In Deutschland warten derzeit rund 12 000 Patienten auf Spenderorgane. 2009 verpflanzten die Transplantationschirurgen insgesamt 4709 Organe. Die DSO gibt an, dass jährlich 1000 Menschen sterben, weil kein neues Organ rechtzeitig zur Verfügung stand. Laut Umfragen sind 80 Prozent der Bundesbürger für Organspenden, aber nur 17 Prozent haben einen Spenderausweis. Die Lösung sollen Transplantationsbeauftragte bringen, wie die Bundesärztekammer (BÄK) vorgeschlagen hat.

Die meisten Klinikchefs sind mit solchen Vorschlägen jedoch nicht glücklich. Ihnen gelten die Entnahme und der Versand von Organen als Zuschussgeschäft, auch wenn die DSO und die Krankenkassen den Löwenanteil der Sach- und Personalkosten übernehmen. Angst vor einem zu früh diagnostizierten Hirntod hindert viel Menschen, einer Organspende zuzustimmen.

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