Pflegebericht

Bessere Noten für Dienste und Heime

Die Versorgung von Pflegebedürftigen in Heimen und zu Hause hat sich verbessert. Das geht aus dem vierten MDS-Pflege-Qualitätsbericht hervor. Allerdings haben die Gutachter der Krankenkassen auch große Schwächen festgstellt.

Von Susanne Werner Veröffentlicht:
Wundversorgung: Die Pflegequalität verbessert sich, beim Schmerzmanagement gibt es Defizite.

Wundversorgung: Die Pflegequalität verbessert sich, beim Schmerzmanagement gibt es Defizite.

© Gina Sanders / fotolia.com

BERLIN. Pflegebedürftige werden offensichtlich besser vor Druckgeschwüren geschützt und seltener durch Bettgitter oder Gurte in ihrem Freiheitsdrang eingeschränkt. Das ist die positive Nachricht des vierten MDS-Pflege-Qualitätsberichts.

Vertreter des GKV-Spitzenverbandes und des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes (MDS) haben die aktuellen Zahlen zur Versorgungsqualität in Pflegeheimen und ambulanten Diensten am Mittwoch in Berlin vorgestellt.

Kritisch beurteilten die Gutachter das Schmerzmanagement, die Versorgung mit Flüssigkeit und Nahrung sowie den Umgang mit Medikamenten und Inkontinenz.

Weniger Bettgitter und Gurte

Für den Bericht waren die Daten von rund 23.000 Qualitätsprüfungen im Jahr 2013 ausgewertet worden. Die MDS-Gutachter haben dazu die Versorgung von 85.237 Bewohnern in stationären Einrichtungen und von 61.694 Pflegebedürftigen, die ambulant versorgt werden, überprüft.

Konkret verbessert hat sich demnach beispielsweise die Dekubitusprophylaxe in stationären Einrichtungen: 2013 erhielten rund drei Viertel der Betroffenen (75,6 Prozent) Hilfen wie etwa einen Lagerungswechsel; 2012 wurden nur zwei Drittel (59,3 Prozent) der Patienten entsprechend versorgt.

Insgesamt sind gut zwei Fünftel der Heimbewohner (43,3 Prozent) dem Risiko ausgesetzt, einen Dekubitus zu bekommen.

Der vierte Pflege-Qualitätsbericht zeigt auch, dass die Zahl derjenigen Pflegebedürftigen zurückgegangen ist, die mit Bettgittern oder Gurten in ihrem Freiheits- und Bewegungsdrang eingeschränkt worden sind - von 20 Prozent im Jahr 2012 auf 12,5 Prozent in 2013.

Die Bewohner werden inzwischen, so heißt es im Bericht, sehr viel häufiger durch Matratzen auf dem Boden oder Sensormatten vor einem Sturz bewahrt.

In 91,9 Prozent der Fälle lagen entsprechende richterliche Genehmigungen vor; 2012 war dies nur bei 88,8 Prozent der Betroffenen der Fall gewesen.

Mängel zeigen sich laut Bericht nach wie vor beim Schmerzmanagement, einer typischen Schnittstellenaufgabe zwischen Medizin und Pflege. Während Ärzte hier die Verantwortung für die Schmerztherapie tragen, sind die Pflegekräfte für die Schmerzerfassung zuständig.

 Diese lag 2013 mit 80,3 Prozent der Fälle zwar sehr viel häufiger vor als im Jahr zuvor. Damals war nur bei 54,6 Prozent der Betroffenen das Schmerzerleben erfasst worden. Jürgen Brüggemann vom Team Pflege MDS ist mit dem Ergebnis dennoch unzufrieden.

Auf Schmerzerfassung der Pfleger angewiesen

"Jeder fünfte Betroffene wurde gar nicht beurteilt. Damit wird in Kauf genommen, dass eine Anpassung der Schmerzmedikation nicht möglich ist", sagte Brüggemann.

Er verwies darauf, dass insbesondere Menschen mit Demenz auf die Schmerzerfassung durch Pfleger angewiesen seien.

Da sie ihre Schmerzen nicht unmittelbar ausdrücken könnten, liege es in der Verantwortung des Pflegepersonals aufgrund der Mimik, Gestik und des Verhaltens der Betroffenen möglichen Schmerzzuständen nachzuspüren.

Vertreter von GKV und MDS interpretierten den Bericht dennoch positiv. Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, sieht in der aktuellen Entwicklung "erfreuliche Zeichen der Verbesserung" und kündigte an, "ungeduldig und kritisch" daran zu arbeiten, nach wie vor bestehende Mängel zu beseitigen.

MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick empfahl den Pflegeeinrichtungen, die erzielten Verbesserungen als "Ansporn" zu nehmen, das interne Qualitätsmanagement auszubauen. Entscheidend sei es, das Personal künftig intensiver zu schulen.

Insbesondere die Inkontinenzversorgung sei ein Feld, das in den stationären Einrichtungen zu verbessern sei. Rund drei Viertel aller Heimbewohner, so Pick, würden mit Windeln und Kathetern versorgt, obwohl dies gar nicht nötig wäre.

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