AOK geht auf KBV zu

Bewegung im Zwist um die E-Akte

Die Tür bleibt offen: Trotz fundamentaler Unterschiede beim Aufbau der elektronischen Patientenakte sprechen KBV und AOK-Verband noch miteinander.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Wie sollen die Daten der künftigen elektronischen Patientenakten (ePA) gespeichert und von den Leistungserbringern weiter verarbeitet werden? Darüber sind sich KBV und die AOK uneins.

Wie sollen die Daten der künftigen elektronischen Patientenakten (ePA) gespeichert und von den Leistungserbringern weiter verarbeitet werden? Darüber sind sich KBV und die AOK uneins.

© Maksim Kabakou / stock.adobe.com

BERLIN. Das AOK-System und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) streiten sich über die Deutungshoheit, wie die Daten der künftigen elektronischen Patientenakten (ePA) gespeichert und von den Leistungserbringern weiter verarbeitet werden sollen.

Am Donnerstag hat nun AOK-Verbandschef Martin Litsch Vorwürfe aus dem KBV-Vorstand zurückgewiesen. "Es ist erstaunlich, mit welcher Heftigkeit die KBV unser Digitales Gesundheitsnetzwerk ohne faktische Grundlage attackiert", sagte Litsch vor Journalisten.

Im AOK-Modell sollen die Behandlungsdaten auf Servern bei den KVen, Arztnetzen oder Krankenhäusern liegen, von wo aus sie dann im Fall von Abfragen von einem Suchalgorithmus abgeholt und zusammengeführt werden können.

Ab 2021 soll es E-Akten bei allen Kassen geben

Die KBV hält ein Modell für sicherer, in dem der Patient sich seine Daten bei den behandelnden Ärzten selbst abholt, sie in seiner ePA sammelt und im Bedarfsfall Leistungserbringern Zugang verschafft.

Zuvor hatten Vertreter der KBV-Spitze vorsichtig unterstellt, dass die AOK mit ihrer Systemvariante möglicherweise Daten der Patienten für über die medizinische Behandlung hinaus gehende Zwecke abgreifen wolle.

Trotz der atmosphärischen Störungen seien beide Seiten weiterhin im Gespräch, betonte Litsch. "Wir müssen zu einer gemeinsamen Architektur-Lösung finden, wenn wir das Feld nicht anderen überlassen wollen", sagte Litsch.

Bis 2021 sollen, so will es Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), alle Kassen ihren Versicherten eine elektronische Gesundheitsakte anbieten müssen.

Keine Einwände hat die AOK gegen die von den Vertragsärzten geforderte Richtlinienkompetenz bei der Standardisierung von Befunddaten wie EKG, Laborwerte, Blut- und Röntgenbilder.

Es müsse allerdings einen Mechanismus geben, der absichere, dass die Entscheidungen der KBV in einer überschaubaren Zeit fielen, sagte Litsch.

AOK bereit für Reform des Morbi-RSA

Bei der geplanten Reform des Finanzausgleichs der Kassen untereinander müsse die Politik indes aufpassen, kein Geld vom Land in die Stadt umzuleiten, warnte Litsch.

Aus den beiden Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesversicherungsamt lasse sich aber eine tragfähige Reform ableiten. Die Politik habe nun alle Hebel in der Hand, eine Reform des Morbi-RSA bald hinzukriegen und einen Dauerstreit im Kassenlager zu schlichten.

AOK-Verbands-Vize Jens Martin Hoyer betonte, dass es sinnvoll sei, wie vom Beirat vorgeschlagen, künftig alle Krankheiten für den Ausgleich heranzuziehen, nicht wie bisher nur 80.

Auch eine Alterskomponente könne hilfreich sein. Regionalfaktoren einzubauen, sei dagegen nicht sachgerecht. Dafür fielen die regionalen Effekte des Ausgleichs zu gering aus.

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