Britische Hausärzte werden stärker in die Krebsfrüherkennung einbezogen
Die Versorgung von Krebspatienten ist in Großbritannien schlechter als anderswo. Der Gesundheitsminister reagiert.
Veröffentlicht:LONDON. Krebspatienten in Großbritannien haben deutlich schlechtere Überlebenschancen als Krebspatienten in anderen westlichen Ländern. Das geht aus aktuellen Vergleichsstudien hervor, die im Königreich für Schlagzeilen sorgen. Das Londoner Gesundheitsministerium kündigte jetzt neue Initiativen an, um die Langzeitprognosen für Krebspatienten im Königreich nachhaltig zu verbessern.
Wie der britische Gesundheitsminister Andrew Lansley kürzlich in London sagte, sollen die Hausärzte des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) zukünftig stärker in die Krebsfrüherkennung einbezogen werden.
Bislang ist es so, dass der Patient zunächst zu seinem Hausarzt gehen muss. Sollte der Primärarzt Krebs vermuten, überweist er den Patienten zu einem Onkologen, der wiederum eine weitere Überweisung veranlasst, um die nötigen diagnostischen Maßnahmen durchzuführen.
Oftmals vergehen zwischen Hausarztkonsultation und Diagnose mehrere Monate. NHS-Hausärzte haben seit diesem Jahr die Möglichkeit, direkt in einem Krankenhaus diagnostische Verfahren für krebsgefährdete Patienten zu veranlassen.
Dafür stellt das Gesundheitsministerium jährlich rund zehn Millionen Pfund (rund 13 Millionen Euro) zusätzlich bereit. "Kürzere Überweisungswege erhöhen die Überlebenschancen und sparen Geld", sagt Minister Lansey. Britische Hausärzte begrüßten die Initiative.
In Großbritannien sterben jedes Jahr rund 150 000 Patienten an Krebs. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt deutlich hinter vergleichbaren Ländern wie Deutschland, Schweden und Kanada. Der Gesundheitsminister steht innenpolitisch unter Druck, die onkologische Versorgung im NHS zu verbessern. Schlagzeilen wie "Unsere nationale Krebs-Schande!" (Daily Mail) sorgen für zusätzlichen Druck.
Lansley kündigte außerdem an, landesweit "bis zu 1200" zusätzliche Onkologen einzustellen und erhebliche Mittel in bessere onkologische Diagnoseverfahren zu investieren. Das soll insgesamt rund 800 Millionen Pfund (rund eine Milliarde Euro) kosten. Allerdings ist bislang unklar, woher dieses zusätzliche Geld kommen soll. Die Finanzkrise hat auch in Großbritannien die öffentlichen Mittel knapp werden lassen.