Persönliche Konsultation

Britische Regierung will Hausärzten neue Verpflichtungen aufdrücken

In der Corona-Pandemie haben Hausärzte in Großbritannien verstärkt auf Online-Konsultationen gesetzt, um ihre Patienten zu versorgen. Patienten reagierten verärgert. Das veranlasst die Regierung, Hausärzten neue Verpflichtungen aufdrücken zu wollen. Nicht nur die Ärzte sind empört.

Veröffentlicht:
Digitale Konsultationen haben in der Pandemie britische Hausärzte entlastet. Nun will die Regierung Patienten ein Recht auf eine persönliche Behandlung einräumen. Davon sind viele Ärzte wenig begeistert.

Digitale Konsultationen haben in der Pandemie britische Hausärzte entlastet. Nun will die Regierung Patienten ein Recht auf eine persönliche Behandlung einräumen. Davon sind viele Ärzte wenig begeistert.

© Tony Marturano / stock.adobe.com

London. Riesenstreit zwischen Hausärzten und der Regierung in Großbritannien. Es geht um Pläne der Regierung Johnson, Allgemeinärzte des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) zukünftig zu verpflichten, jedem Patienten, der dies wünscht, eine persönliche Konsultation in der Praxis zu ermöglichen. Ärzteverbände halten dies für unrealistisch.

Hintergrund des Streits ist, dass während der Pandemie die NHS-Hausärzte Millionen Patienten gegen COVID-19 geimpft haben und deshalb andere Praxisaufgaben zwangsläufig liegen bleiben mussten. „Es fehlte oft die Zeit, weil durch die Massenimpfungen so viel zusätzliche Arbeit auf uns zukam“, so die Londoner Hausärztin Sarah Connor. Einige Praxen waren bis zu 18 Stunden pro Tag geöffnet inklusive den Wochenenden.

Reaktion auf verärgerte Patienten?

Das führte dazu, dass viele Patienten ihren Hausarzt nur per Online-Konsultation sprechen konnten, was vereinzelt zu Ärger mit unzufriedenen Patienten führte. Die Regierung nutzte diese Unzufriedenheit, um neue Regeln zu formulieren. Hausärzte sollen demnach zukünftig dazu verpflichtet werden, Patienten auf deren Wunsch in jedem Fall persönlich untersuchen und mit ihnen sprechen zu müssen. Das ist äußerst kontrovers.

Ein Sprecher des größten britischen Ärzteverbandes (British Medical Association, BMA) nannte die Pläne „wirklichkeitsfremd“ und „nicht realistisch“. Den Ärzten fehle für solche persönlichen Vorstellungen eines jeden Patienten nach wie vor die Zeit. Und der ehemalige Gesundheitsminister Jeremy Hunt kritisierte die Regierung und wies darauf hin, dass Großbritanniens Hausärzte „nach der Pandemie sehr erschöpft und ausgebrannt“ seien.

Warnung, dass Hausärzte Handtuch werfen

Professor Martin Marshall vom Royal College of GP’s (RCGP) kritisierte die Regierung ebenfalls und warf ihr vor, Hausärzte als Faulpelze darzustellen. Das Gegenteil sei der Fall. Die BMA befürchtet, sollte es tatsächlich dazu kommen, dass staatliche Hausärzte jedem Patienten, der dies wünscht, eine persönliche Konsultation zu ermöglichen, zu einer Berufsflucht führen werde.

Außerdem seien derartige politische Hauruck-Aktionen nicht geeignet, um den Hausarztberuf langfristig bei jungen Akademikern wieder attraktiver zu machen. (ast)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma Agenda – Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Impulse für die Arzneimittelversorgung aus Patientenperspektive

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda

Daten aus Europa

Brustkrebs bei jungen Frauen wächst aggressiver

Kriminalität

Lebenslange Haft in Folterprozess gegen syrischen Arzt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München  Gilead

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung