Zahlen vom Arbeitsmarkt

Corona-Pandemie sorgt offenbar für „Pflegexit“

Tausende Pflegebeschäftigte haben nach Einschätzung der Linkspartei während der Pandemie den Job an den Nagel gehängt. Die Kliniklobby spricht von einer Momentaufnahme.

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Hat es während der Pandemie einen Exodus aus den Pflegeberufen gegeben? Zahlen der Bundesagentur für Arbeit stimmen zumindest nachdenklich.

Hat es während der Pandemie einen Exodus aus den Pflegeberufen gegeben? Zahlen der Bundesagentur für Arbeit stimmen zumindest nachdenklich.

© Rawpixel.com / stock.adobe.com

Berlin. Die Corona-Pandemie hat Beschäftigten der Kranken- und Altenpflege massiv zugesetzt – die steigenden Arbeitsbelastungen quittieren viele Pfleger offenbar mit einem Ausstieg aus dem Beruf.

Das legen aktuelle Zahlen nahe, die die Linksfraktion bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) erfragt und ausgewertet hat. Die Auswertungen liegen der „Ärzte Zeitung“ vor. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber berichtet.

Rückgang um 9000 Beschäftigte

Demnach ist die Zahl der Pflegebeschäftigten seit Mai bis Ende Juli 2020 kontinuierlich um rund 9000 zurückgegangen. Das entspreche 0,5 Prozent, teilte die Linksfraktion mit.

Den Angaben zufolge arbeiten derzeit rund 1,8 Millionen Menschen in der Pflege – vor der Pandemie sei die Zahl der Beschäftigten sowohl in der Alten- wie auch der Krankenpflege noch leicht gestiegen, hieß es.

Bessere Bezahlung nötig

Die pflegepolitische Sprecherin der Linksfraktion, Pia Zimmermann, sagte, die Arbeitsbelastungen in der Pflege seien in der Pandemie noch einmal gestiegen. Eine Umfrage des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) im Dezember 2020 habe ergeben, dass ein Drittel der befragten Pflegenden erwäge, aus dem Pflegeberuf auszusteigen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse aufpassen, nicht als „Pflexit-Minister“ zu enden, warnte Zimmermann. „Zusätzliche und deutlich besser entlohnte Pflegekräfte werden sofort gebraucht“, so die Pflegepolitikerin.

„Nachgewiesenermaßen“ sei das gut finanzierbar, wenn die bislang privat versicherten „Spitzenverdiener auf alle ihre Einkünfte einheitlich und solidarisch Beiträge entrichten, auch auf Kapital- Zins- und Mieteinnahmen“. Spahn solle wenigstens die Beitragsbemessungsgrenze anheben, forderte Zimmermann.

Kliniklobby: Kein Trend ablesbar

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) nannte die sinkende Beschäftigtenzahl in der Pflege dagegen eine „Momentaufnahme“. Jede Pflegekraft werde den Krankenhäusern voll finanziert, sodass es kein finanzielles Interesse für weniger Pflegekräfte in Krankenhäusern gebe, sagte DKG-Geschäftsführer Georg Baum am Dienstag.

Der gemeldete Rückgang bewege sich zudem im Rahmen der vor allem „altersbedingten Fluktuationen und kann auch mit Stellenbesetzungsproblemen unter Pandemiebedingungen erklärt werden“, so Baum. (hom)

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