COVID-19-Rettungsschirm

Spahn verordnet differenzierte Freihalte-Pauschalen

Die Krankenhäuser erhalten unterschiedlich hohe Entschädigungen für Betten, die wegen der Coronavirus-Pandemie freigehalten wurden. Die Krankenhaus-Lobby fordert eine Verlängerung des Rettungsschirms.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Per Verordnung will Gesundheitsminister Jens Spahn die Ausgleichsbeträge für freigehaltene Klinikbetten nun auf Beträge zwischen 190 und 760 Euro pro Bett und Tag festzurren.

Per Verordnung will Gesundheitsminister Jens Spahn die Ausgleichsbeträge für freigehaltene Klinikbetten nun auf Beträge zwischen 190 und 760 Euro pro Bett und Tag festzurren.

© picture alliance / ANP

Berlin. Die Freihaltepauschale für Krankenhäuser wirkt je nach Größe der Einrichtungen offenbar unterschiedlich. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nun gegensteuern. Aus einem aktuellen Verordnungsentwurf geht hervor, dass die Pauschalen differenziert werden sollen.

Die Ausgleichsbeträge sollen nun zwischen 190 und 760 Euro pro Bett und Tag ausfallen. Abgerechnet werden kann derzeit zwischen dem 16. März und dem 30. September. Gleichzeitig sollen die Zuschüsse für persönliche Schutzausrüstung des Klinikpersonals je COVID-19-Patient von 50 auf 100 Euro angehoben werden.

Die geplanten Korrekturen gehen auf Vorschläge des mit dem COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes eingerichteten Expertenbeirates zurück. Nach Berechnungen des Gesundheitsministeriums führt die Differenzierung der Pauschalen dazu, dass 220 Millionen Euro weniger an die Krankenhäuser fließen werden als ursprünglich berechnet.

Pauschalen nach Klinik-Gruppen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hatte in der Diskussion im Beirat gefordert, dass eine Differenzierung der Freihaltepauschale nicht dazu genutzt werden dürfe, das Gesamtvolumen des Erlösausgleichs abzusenken.

Der Beirat habe sich zudem darauf verständigt, dass die mit dem Rettungsschirm von März festgelegte Refinanzierung der Pflegepersonalkosten als Untergrenze anzusehen sei. Reichten die Mittel für einzelne Kliniken nicht aus, solle nachgeschossen werden. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte im März das gesamte Ausgleichsvolumen auf rund zehn Milliarden Euro geschätzt.

Künftig soll nun zwischen Pauschalen für somatische, psychiatrische und psychosomatische Krankenhäuser unterschieden werden. Die Krankenhäuser sollen ausgehend von der „durchschnittlichen Schwere der vollstationären Patientenfälle (…) und deren jahresdurchschnittlicher Verweildauer im Jahr 2019“ eingruppiert werden.

Die Pauschale kann sich nur dann über die bisher angesetzten 560 Euro am Tag hinaus erhöhen, wenn ein Krankenhaus in der 19. oder 20. Kalenderwoche mindestens einmal intensivmedizinische Kapazitäten an das DIVI-Intensivregister gemeldet hat.

DKG fordert Anschlussregelung

Die somatischen Krankenhäuser werden in fünf Kategorien eingeteilt und können zwischen 360 und 760 Euro pro freigehaltenem Bett und Tag abrechnen. Zwei Beispiele: Die Paracelsus-Nordseeklinik in Helgoland soll 360, die Berliner Charité wie alle Universitätskliniken 760 Euro erhalten. Häuser, die teilstationäre Leistungen erbringen, erhalten zwischen 190 und 280 Euro je freigehaltenem Bett und Tag. Bis Ende Juni ausgeschüttete höhere Pauschalen sollen nicht zurückgefordert werden.

Die DKG fordert bereits eine Anschlussregelung für die Finanzierung von Einnahmeausfällen für die Zeit ab dem 1. Oktober. Auch in den folgenden Monaten könnten die Krankenhäuser ihr Regelleistungsvolumen ganz überwiegend noch nicht erreichen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Wie das Vorgehen bei einem Makrophagen-Aktivierungssyndroms am besten gelingt, erläuterte Dr. Peter Nigrovic beim Rheumatologen-Kongress EULAR in Barcelona.

© Katja Schäringer

Rheumatologen-Kongress

„Es braucht ein Dorf, um Morbus Still zu verstehen“