Streit um Notfall-Ersteinschätzung

DGINA kehrt SmED-Beirat den Rücken zu

Nach dem Marburger Bund steigt auch die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin aus dem SmED-Beirat aus. Zur Befriedung der Lage wird ein runder Tisch avisiert.

Veröffentlicht:

Berlin. Die geplanten Änderungen beim Ersteinschätzungsverfahren für Notfallpatienten sorgt weiter für Streit. Nach der Klinikärztegewerkschaft Marburger Bund kündigte nun auch die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) an, den Beirat „Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland“ (SmED) zu verlassen.

Grund seien „Differenzen mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) über die Einführung eines softwarebasierten Ersteinschätzungssystems auch am Notaufnahme-Tresen in Krankenhäusern“, teilte die Fachgesellschaft am Mittwoch mit.

Sorge um ergebnisoffene Diskussion

„Zum jetzigen Zeitpunkt hält es die DGINA nicht für erforderlich, ein derartiges System auch für den Tresen der Notaufnahmen zu entwickeln. Dort werden nämlich bereits validierte Ersteinschätzungssysteme angewandt“, sagte Vorstand Professor Harald Dormann.

Es stehe zu befürchten, dass aufgrund des politischen Drucks, das Ersteinschätzungssystem auch in Krankenhäusern einzuführen, wissenschaftliche Kriterien nicht ausreichend berücksichtigt würden und die Diskussion zur Ersteinschätzung am Tresen nicht ergebnisoffen geführt werde.

„Patientensicherheit muss gewahrt bleiben“

Der Rückzug aus dem Beirat von SmED bedeute aber nicht, dass man sich der Weiterentwicklung von Ersteinschätzungssystemen verschließen wolle, sagte DGINA-Präsident Martin Pin. „Wichtig ist aber, dass die Patientensicherheit und eine gute notfallmedizinische Versorgung gewahrt bleiben.“ Auch zu diesem Zweck wolle die Fachgesellschaft in Kürze zu einem „Runden Tisch Notfallversorgung“ einladen.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte Anfang 2020 einen Gesetzentwurf für eine weitreichende Notfallreform präsentiert. Die Pläne liegen aber wegen des Widerstands der Länder und unterschiedlicher Interessen vor allem von Vertrags- und Krankenhausärzten auf Eis. (hom)

Mehr zum Thema

Antwort der Landesregierung Baden-Württemberg

Notfallpraxen-Schließung erneut Thema im Landtag Baden-Württemberg

Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

MB-Hauptversammlung

Johna: Klinikreform ist ein Großversuch ohne Folgeabschätzung

Lesetipps
Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale

© Nicolas Armer / dpa / picture alliance

Krankmachender Pilz

Candida auris wird immer öfter nachgewiesen