Kommentar zum Bewegungsmangel

Darf die Glotze gewinnen?

Die Deutschen werden faul und träge. Trotz der hohen gesellschaftlichen Kosten der Bewegungsarmut fehlt der politische Wille, mehr Prävention zu wagen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Diagnose scheint eindeutig: Die Glotze hat wohl gewonnen. Vor sechs Jahren stellten die bewegungsfreudigen Menschen und aktiven Sportler noch die Mehrheit der Bevölkerung. Seither hat sich das Bild gedreht.

Mehr als die Hälfte hat sich in einer Forsa-Umfrage als Couch Potato und Sporthasser geoutet. Die Wahrheit ist: Die Gänge zum Kopierer im Büro eingerechnet, sind vier von zehn Menschen in Deutschland nur noch weniger als eine halbe Stunde pro Tag zu Fuß unterwegs.

Man reibt sich erstaunt die Augen. Was ist aus dem Land geworden, das in den 70er-Jahren die Trimm-Dich-Pfade erfunden hat?

Eine Antwort wagt der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas: Deutschland bewege sich auf amerikanische Verhältnisse zu. Auf der einen Seite gebe es zahlreiche Extremsportler, auf der anderen eine Mehrheit, die sich selbst zum Stillstand verdammt habe.

Denn immerhin bedauern zahlreiche Vielsitzer ihre Bewegungsarmut. Sie können sich nur nicht aufraffen, sie zu beenden.

Fett und Zucker im Essen, Stress im Beruf, Bewegungsmangel - das ungesunde Verhalten bringt Krankheit und Leid über viele Menschen. Die Gesellschaft kostet es zig Milliarden von Euro.

Seit vielen Jahren haben sich mehrere Regierungen an Entwürfen für ein Präventionsgesetz abgearbeitet und sind damit an der jeweiligen Opposition gescheitert. Auch der aktuelle Ansatz der schwarz-gelben Koalition dürfte vorerst aus dem Rennen sein.

Wenn die Glotze nicht dauerhaft die Oberhand behalten soll, bedarf es einer großen Koalition nicht nur der Parteien, sondern vieler gesellschaftlicher Kräfte. Und zu denen gehören die Sitzenbleiber selbst auch.

Lesen Sie dazu auch: TK-Studie: Deutschland sitzt sich krank!

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Kommentare
Rudolf Hege 31.07.201314:07 Uhr

Bequem ist halt bequemer...

Alle Appelle werden nichts bringen, solange es nicht gelingt, wirkliche Anreize für mehr Bewegung zu geben. In einer "Spaßgesellschaft" kann das nur funktionieren, wenn Bewegungsformen entwickelt werden, die mehr Spaß machen, als das Sitzen vor dem Fernsehen oder PC.

Gesundheitsappelle treffen nur die Bevölkerungsgruppen - wenn überhaupt - die bereits gesundheitliche Probleme haben oder einfach merken, dass sie tatsächlich alt werden - und dann anfangen "etwas dagegen" zu tun.

Gerade diejenigen aber, die am meisten von einem anderen Lebensstil hätten, interessieren sich nicht dafür, weil sie noch keine Negativeffekte feststellen. Und da hilft nur: Es muss Spaß machen, es muss einfach sein, es darf nicht viel zusätzliche Zeit kosten.

Hier hätten die Arbeitgeber (private wie öffentliche) viele Möglichkeiten, etwas prophylaktisch zu tun. Sehen sie diese Chance oder warten sie lieber, bis die Mitarbeiter wegen gesundheitlicher Probleme ausfallen?

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