Bürokratieabbau

Das Formularlabor Westfalen-Lippe

Bürokratie lähmt Praxen und ärgert den Arzt. In Westfalen-Lippe wollen die KV und die Barmer GEK die Formularflut jetzt gemeinsam reduzieren - mit einem Formularlabor.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die Formularflut nimmt auch in Nordrhein-Westfalens Praxen überhand. Die KV Westfalen-Lippe will dabei helfen, praktikable und sinnvolle Formulare zu entwickeln - zur Entlastung des Praxispersonals.

Die Formularflut nimmt auch in Nordrhein-Westfalens Praxen überhand. Die KV Westfalen-Lippe will dabei helfen, praktikable und sinnvolle Formulare zu entwickeln - zur Entlastung des Praxispersonals.

© Franz Pfluegl / fotolia.com

KÖLN. Die Region Westfalen-Lippe könnte so etwas wie ein Labor für den Praxistest für Formulare im Gesundheitswesen werden. Das wünscht sich Dr. Thomas Kriedel, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).

Seine Vorstellung: "Wenn auf Bundesebene neue Formulare entwickelt werden, prüfen wir zunächst, ob sie auch wirklich praktikabel und sinnvoll sind", sagt Kriedel. Im Kleinen hat die KVWL gemeinsam mit der Barmer GEK bereits ein solches Modell auf den Weg gebracht.

Drei regionale Arbeitsgruppen aus niedergelassenen Haus- und Fachärzten, Ärzten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen und Mitarbeiter der Barmer GEK nehmen regelmäßig Mustervordrucke und formfreie Arztanfragen der Kasse unter die Lupe und machen sie praxistauglicher.

Die Gruppen haben bereits die Muster zur Beantragung von Reha-Maßnahmen verschlankt. Solche gehen dann an die Formularkommission auf Bundesebene.

"Entbürokratisierung ist komplex und sehr schwer zu fassen, da viele Themen und Zuständigkeiten betroffen sind", sagt Kriedel. Einige Kassenanfragen hätten sich für die niedergelassenen Ärzte zum Ärgernis entwickelt, das sie unnötig belastet.

"Viele Informationen liegen schon bei den Krankenkassen, sie werden aber nicht zusammengeführt." Gleichzeitig benötigten die Kassen manche Angaben von den Ärzten, um Versicherten schnell zu Leistungen verhelfen zu können. "Es gibt viele Bereiche, die wir gemeinsam regeln können", sagt er.

Gemeinsam mit Ärzten und dem MDK

Für Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Nordrhein-Westfalen, ist es ein erster, wichtiger Schritt zur Entbürokratisierung, die Sicht- und Arbeitsweise der jeweils anderen Seite kennen und verstehen zu lernen.

"Als Krankenkassen können wir nicht alleine entbürokratisieren, dies ist nur gemeinsam mit den Ärzten und auch dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) möglich", sagt Beckmann.

Kriedel hofft, dass sich auch andere Kassen der Initiative anschließen. Die Angst, Entbürokratisierung in den Arztpraxen schade der Transparenz, hält er für unbegründet. "Es geht uns nicht darum, das Leistungsgeschehen zu vernebeln."

Deshalb habe ihn erstaunt, dass der GKV-Spitzenverband in die Honorarverhandlungen auf Bundesebene eine Forderung nach Stopp der Entbürokratisierung eingebracht hatte.

Die KVWL hat ihre Mitglieder aufgerufen, Vorschläge zum Bürokratieabbau in den Praxen einzureichen.

Dazu hat sie in ihr Mitgliedermagazin "Standpunkt" Kartenvordrucke eingeheftet, auf denen Ärzte skizzieren können, was ihren Praxisalltag erleichtern könnte. Die KV Westfalen-Lippe hat bereits 160 Karten erhalten, außerdem eine Reihe von E-Mails

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