Kommentar – Kommentar zum Schmerztag

Das Maß für gute Medizin

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Individualisierung statt Standardisierung? Das Motto des 30. Deutschen Schmerz- und Palliativtages in Frankfurt am Main bietet einigen Sprengstoff für die innerärztliche Diskussion.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) positioniert sich bewusst gegen die „Leitlinien-Industrie“, wie DGS-Präsident Johannes Horlemann es ausdrückt. Leitlinien entfernten sich zunehmend von der Versorgungsrealität der Patienten, heißt es.

Ärztliche Kunst statt evidenzbasierter Medizin? So zugespitzt sieht es wahrscheinlich selbst die DGS mit ihrem aktuell vorgelegten Thesenpapier nicht. Aber der Anspruch der Schmerzmediziner, evidenzbasierte Leitlinien an ihren Fortschritten in der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen zu messen, ist aller Ehren wert.

Mit ihrem Ansatz, stärker auf die Bedürfnisse multimorbider Patienten einzugehen, die in Studien häufig ausgeblendet werden, steht die DGS nicht allein. Bereits Ende 2017 hat beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) eine eigene Leitlinie für die Behandlung multimorbider Patienten entwickelt.

Standards sind wichtig in der medizinischen Versorgung – aber gute Medizin ist weit mehr als das.

Lesen Sie dazu auch: DGS fordert: Schmerzbehandlung nicht stur nach Leitlinien ausrichten

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 07.03.201916:37 Uhr

Zustimmung! Es wird Zeit ...


... den Leitlinien-Dogmatismus ins Reich der Theorie zu verbannen!
Zum einen bastelt sich mittlerweile jede Deutsche gesellschaft für Irgendetwas ihre eigene Leitlinie. Zum andern verkümmert die alternative Medizin, und was noch schlimmer ist, unsere nachrückende Generation verliert die Fähigkeit, über den berühmten Plan B nachzudenken.
Es ist leider so, daß Leitlinien zu "Kartell-Therapien" führen. Was aber bei den Therapieversagern? Was bei den Patienten (und Ärzten), die manche Therapie nicht mögen - begründet oder aus dem hohlen Bauch heraus?
Unser Beruf ähnelt in vielem denen der Köche. Es ist gut, viele Rezepte zu beherrschen. Aber die wirklichen Könner können auch ohne. Und sie können dann umso besser, wenn die bekannten Rezepte versagen.
Daß es gerade die Schmerztherapeuten sind, die der Leitlinienphilosophie ihren Kampf ansagen, wundert nicht. Schmerzen kann man mit Morphium und mit Aspirin behandeln, mit Fango-Packungen und mit Psychotherapie, mit ambulanten Badekuren und mit Operationen. Und wie oft wandern Schmerzpatienten von einem Arzt zum nächsten, bis ein Andersdenkender sie plötzlich "versteht".
Medizin ist nun mal keine exakte Wissenschaft. Leider und glücklicherweise.
Wäre sie es, wozu bräuchte man Ärzte und könnte sich allein über Google rat verschaffen?
Es wird Zeit, sich von dem dogmatischen Ansatz der Evidenz(?)basierten(?) Medizin(?) mit ihren Lei(?)linien zu verabschieden, und weniger in Kataloge zu schauen, stattdessen wieder mehr Wert zu legen darauf, sich und seine Therapiemöglichkeiten auszuloten und auszubauen.
Leitlinien sind Einbahnstraßen.
Die Wirklichkeit aber besteht immer noch aus Trampelpfaden und Autobahnen, und die kreuz und quer nebeneinander.

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