Pflege in Brandenburg

Defizite an allen Ecken und Enden

Eine Studie des Landes-Sozialministeriums zeigt dringenden Handlungsbedarf. Droht der Pflege in Brandenburg der Kollaps? Dass überall professionelle Pflegekräfte fehlen, ist nur ein Teil des Problems.

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POTSDAM. Immer mehr Pflegebedürftige - immer weniger professionelle Pflegekräfte. Was sich langfristig bundesweit abzeichnet, stellt Brandenburg schon jetzt vor große Aufgaben. Das zeigt die erste "Brandenburger Fachkräftestudie Pflege", die das märkische Sozialministerium kürzlich vorgelegt hat.

"Die Pflegestudie zeigt eindeutig, ein weiter so geht nicht. Notwendig ist ein pflegepolitischer Aufbruch", sagte Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD).

Die Prognose: Bei unveränderten Rahmenbedingungen steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Brandenburg von 96.000 am Jahresende 2011 auf etwa 162.000 im Jahr 2030 um knapp 70 Prozent.

Der Personalbedarf der ambulanten Dienste würde gleichzeitig von etwa 12.500 Beschäftigten auf fast 21.000 steigen, der Bedarf der Pflegeheime von gut 16.400 Beschäftigten auf über 33.000.

Uckermark ist ein Vorbild

Die Studie ortet insgesamt sieben Handlungsfelder, um diese Entwicklung zu begleiten. Besondere Bedeutung misst Baaske der Vermeidung von Pflegebedürftigkeit bei.

Er forderte "pflegevermeidende Unterstützungsstrukturen vor Ort", wie barrierefreien Wohnraum, öffentlichen Nahverkehr, wohnortnahe Betreuungs- und Alltagsdienstleistungen und Seniorenbegegnungsstätten.

Als vorbildlich beschreibt die Studie die pflegerische Versorgung in der Uckermark. Dort werden extrem viele Pflegebedürftige zuhause betreut. Im Brandenburger Durchschnitt sind es 77 Prozent.

"Um diesen Spitzenwert auch in Zukunft halten zu können, müssen niedrigschwellige Entlastungsangebote weiter ausgebaut werden. Auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege von Angehörigen sind innovative Ansätze gefragt", so Baaske. Er plädiert zudem für den Ausbau von Informations- und Beratungsangeboten, wie den 19 Pflegestützpunkten.

Gegen den Fachkräftemangel soll eine höhere Quote von Vollzeitbeschäftigten helfen. Baaske forderte zudem eine adäquate Bezahlung für Pflegekräfte: "Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag für die gesamte Pflegebranche ist notwendig und von den Beschäftigten gewünscht", sagte er. (ami)

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