Demenz: Aachener Ärzte setzen auf individuelle Betreuung

Ärzte des Demenznetzes Aachen wollen beweisen, dass eine Betreuung durch Case Manager in der Regelversorgung qualitativ besser und gleichzeitig günstiger ist.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Demenz im Alter: Aachener Ärzte wollen zeigen, dass die individuelle Betreuung besser und wirtschaftlicher ist.

Demenz im Alter: Aachener Ärzte wollen zeigen, dass die individuelle Betreuung besser und wirtschaftlicher ist.

© GranAngular / imago

KÖLN. Die Ärzte, die sich im Demenznetz Aachen engagieren, haben ein ehrgeiziges Ziel: Sie setzen sich dafür ein, dass Case Manager bei schwierig zu versorgenden Demenzkranken Teil der Regelversorgung werden.

In den kommenden drei Jahren wollen die Ärzte den Beweis antreten, dass die individuelle Betreuung der Patienten unter Qualitäts- und Kostengesichtspunkten Sinn macht.

Das Demenznetz Aachen war eines der 29 Projekte im Förderprogramm "Leuchtturm Demenz" des Bundesgesundheitsministeriums. Die Förderphase ist Ende Februar 2010 ausgelaufen.

Den Beteiligten ist es gelungen, rückwirkend zum 1. September eine Anschlussförderung zu verhandeln. Bis 2013 erhält das Netz Fördergelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium und den Landesverbänden der Pflegekassen.

Etwa 100 Hausärzte sind im Netz engagiert

Das Netz ist eine gemeinsame Initiative der Arbeitsgemeinschaft Aachener Hausärzte und des Alexianer-Krankenhauses in Aachen. Es beteiligen sich rund 100 Hausärzte. Künftig sollen auch die niedergelassenen Nervenärzte mit von der Partie sein. Ziel der Zusammenarbeit ist außer der verbesserten Frühdiagnostik die umfassende ambulante Betreuung von Demenzkranken und ihren Angehörigen.

"Wir konnten schon zeigen, dass sich die Zahl der stationären Behandlungstage durch den Einsatz der Case Manager reduziert hat", berichtet Projektleiter Dr. Andreas Theilig, Chefarzt am Alexianer-Krankenhaus.

Am Ende der ersten Projektphase haben die Ärzte rund 250 Patienten betreut. "Wir haben jetzt die Kriterien enger gefasst, welche Patienten eine dauerhafte Begleitung durch einen Case Manager benötigen", berichtet Theilig.

Das individuelle Fallmanagement soll sich künftig auf die Demenzkranken beschränken, die entweder medizinisch, pflegerisch oder psychosozial einen besonders hohen Betreuungsbedarf haben. Das sind zurzeit rund 100.

"Langfristig werden 400 Kranke in der Region einen Case Manager benötigen", schätzt Theilig. Bei manchen Patienten und ihren Angehörigen reichten die Beratung und Unterstützungsangebote.

Alle Versorgungsangebote werden überprüft

Das Demenznetz hat seinen Wirkungskreis ausgeweitet, jetzt wird die gesamte Städteregion Aachen erfasst. Deshalb wurden zwei weitere Fallmanager eingestellt. Als Teil des Projekts kommen die unterschiedlichen Versorgungsstrukturen auf dem Land und in der Stadt auf den Prüfstand.

"Wir wollen erheben, welche Angebote es gibt und woran die Versorgung scheitert", sagt Theilig. Auf dieser Basis will das Netz den Kommunen und den Kostenträgern Vorschläge für eine Optimierung der Strukturen machen.

Weitere Kooperationspartner des Netzes sind die Alzheimer-Gesellschaft Aachen, die regionalen Altenheime, das Amt für Altenarbeit der Städteregion und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die gleichzeitig Trägerin des Demenz-Servicezentrums Aachen/Eifel ist. "Wir sind breit aufgestellt", sagt der Mediziner.

Die neue Förderphase wird wie die erste durch die Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen wissenschaftlich begleitet. Neu hinzu gekommen ist bei der Evaluation das Kuratorium Deutsche Altershilfe.

In drei Jahren soll sich zeigen, wie sich der Einsatz der Case Manager auswirkt. Die Forscher prüfen zum einen die finanziellen Aspekte, etwa die Frage, ob die Einsparungen im stationären Sektor ausreichen, um die Fallmanager zu finanzieren.

Zum anderen werden die Auswirkungen auf die Situation der Patienten und der Familien untersucht. Dabei geht es etwa um die Folgeerkrankungen bei den Angehörigen und die Behandlungsqualität aus Patientensicht. "Wir wollen wissen, wie sich die Patienten versorgt fühlen", sagt Theilig.

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