Demografischer Wandel trifft die Pflege stärker als Kliniken

WIESBADEN (fst). Die Statistikämter in Bund und Ländern haben die tiefgreifenden Konsequenzen des demografischen Wandels für das Gesundheitswesen erstmals in untereinander abgestimmten Vorausberechnungen untersucht.

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Bislang hat es an koordinierten Berechnungen gefehlt, die die Konsequenzen der Alterung auch für die Bundesländer deutlich machen. Dabei zeigt sich, wie regional unterschiedlich demografische Prozesse verlaufen: Im alten Bundesgebiet wird nach Voraussage der Statistiker die Bevölkerung bis 2020 um 1,4 Prozent zurückgehen, in den neuen Ländern dagegen um etwa zehn Prozent.

Untersucht haben die Statistikämter unter anderem, wie sich der demografische Wandel auf die Zahl der Behandlungen in Krankenhäusern auswirkt. Im Vergleich zum Basisjahr 2005 wird die Zahl der Krankenhausfälle danach von bisher 17 Millionen im Jahr auf 18 bis 19 Millionen im Jahr 2030 steigen.

Das entspräche einem Anstieg von fünf bis zwölf Prozent. Beide Zahlen repräsentieren je unterschiedliche Szenarien:

  • Status-quo-Szenario: Die Zahl von 19 Millionen Krankenhausbehandlungen ergibt sich bei einem Status-quo-Szenario. Dabei wird die Häufigkeit, in der bei Patienten einer bestimmten Altersgruppe eine Diagnose im Krankenhaus gestellt wird, in die Zukunft fortgeschrieben: Steigt der Anteil der 70- bis 75-jährigen Frauen an der Gesamtbevölkerung, so steigt entsprechend auch die Zahl der Frauen dieser Altersgruppe, die beispielsweise wegen Krebs im Krankenhaus behandelt werden wird.
  • Szenario sinkender Behandlungsquoten: Auf 18 Millionen Krankenhausbehandlungen kommen die Statistiker bei der Annahme, dass Menschen bei steigender Lebenserwartung auch länger leben und erst im höheren Alter in der Klinik behandelt werden müssen.

Dramatischer stellt sich die Entwicklung bei der Zahl der Pflegebedürftigen dar. Auch dabei haben die Statistiker zwei Szenarien berechnet: Eines unterstellt einen gleichbleibenden Anteil von Pflegebedürftigen in einer Alterskohorte, das andere Szenario geht davon aus, dass Pflegebedürftigkeit in ein höheres Alter verlagert wird. Im Jahr 2005 sind 2,1 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuchs XI gewesen.

25 Jahre später werden es zwischen 3,0 (Annahme: sinkende Pflegequote) und 3,4 Millionen Pflegebedürftige (Annahme: Status-quo-Szenario) sein. Auch hier variiert die Betroffenheit je nach Bundesland stark: So wird in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg schon bis 2020 die Zahl der Pflegebedürftigen im Status-quo-Szenario um mehr als 50 Prozent steigen.

 

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