KOMMENTAR

Demokratie lebt von Furchtlosigkeit

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Wird Deutschland jetzt sicherer? 336 Abgeordnete der Koalition haben schärferen Regeln zur Datenspeicherung und Telefonüberwachung im Bundestag zugestimmt. Man wolle "keinen gläsernen Menschen", sagte der CDU-Abgeordnete Siegfried Kauder. "Wir wollen einen gläsernen Verbrecher." Dies ist eine Variante des Satzes: "Unbescholtene Bürger haben nichts zu befürchten."

Diese Floskel pervertiert das grundrechtlich geschützte Fernmeldegeheimnis und ignoriert das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Jutta Limbach hat das Problem auf den Punkt gebracht: "Eine demokratische politische Kultur lebt von der Meinungsfreude und dem Engagement der Bürger. Das setzt Furchtlosigkeit voraus." Genau diese könnte bei jedem Bürger sinken, der künftig Telefon und E-Mail gebraucht - und sich für den Verbleib seiner Daten interessiert.

Denn diese müssen vom Provider gespeichert und auf richterliche Anordnung Ermittlern zur Verfügung gestellt werden. Dass zusätzlich die Telefonüberwachung auch vor Ärzten nicht halt macht, sorgt zu Recht für Empörung. Die Regelung steht im Gegensatz zur Aussage des Bundesverfassungsgerichtes vom 6. Juni 2006: Patienten dürften erwarten, dass "alles, was der Arzt im Rahmen seiner Berufsausübung über seine gesundheitliche Verfassung erfährt, geheim bleibt." Genau so sollte es sein - ist es künftig aber nicht mehr.

Lesen Sie dazu auch: Bundestag beschließt Abhörgesetz Koalition lässt Abhören bei Ärzten zu

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neue Wege der Zusammenarbeit

HÄPPI startet auch in Rheinland-Pfalz

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündliche Darmerkrankung noch vor Ausbruch identifizieren

Lesetipps
Dass es in der Medizin zwischen Männern und Frauen relevante Unterschiede gibt, ist schon länger bekannt. Dennoch werden immer noch insbesondere Frauen häufig schlecht versorgt, weil beispielsweise beim Herzinfarkt frauentypische Symptome nicht richtig gedeutet werden.

© zagandesign / stock.adobe.com

Stärkere Verankerung im Studium

Gendermedizin: Vorbehalte in der Ärzteschaft gibt es immer noch

Ein Kind kratzt sich an der atopischen Haut in der Ellenbogenkuhle.

© Marina Terechowa / stock.adobe.com

Drei-Stufen-Schema

Atopische Dermatitis bei Kindern: Wie eine effektive Therapie aussieht

HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick