Der Allgemeinarzt ist in vielen EU-Ländern eine Rarität

Die Europäer werden zwar immer älter, aber auch immer gesünder. Ein Grund dafür ist laut einer Erhebung der OECD die hochwertige medizinische Versorgung. Doch in fast der gesamten Union gibt es einen Mangel an Allgemeinärzten.

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BRÜSSEL (taf). Außer gesunder Ernährung und Umweltfaktoren hängt die steigende Lebenserwartung der Bürger in der Europäischen Union wesentlich von der qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in der EU ab. Dies geht aus der gemeinsamen Erhebung der OECD und der EU-Kommission "Gesundheitsschau Europa 2010" aus 33 europäischen Ländern hervor.

So stieg die Lebenserwartung für Männer in der EU auf 74,3 Jahre im Jahre 2008, Frauen erreichen ein Durchschnittsalter von 80,8 Jahren. Am ältesten werden Männer in Schweden (78,8 Jahre) und Frauen in Frankreich (84,8 Jahre).

Die Ausgaben für Gesundheit der EU-Staaten lagen im Jahr 2008 im Schnitt bei 8,3 Prozent des Bruttosozialproduktes. In den USA ist der Anteil mit fast 16 Prozent doppelt so hoch, aber dort werden die Gesundheitsausgaben über die Hälfte von der Privatwirtschaft getragen.

In der EU macht der private Anteil nur wenige Prozentpunkte aus. Bei den EU-Gesundheitsausgaben entfallen über 60 Prozent auf kurative Medizin und Rehabilitation. Für die Prävention wenden die EU-Staaten bisher lediglich drei Prozent auf.

Explodiert sind die Kosten im zurückliegenden Jahrzehnt von 18 auf 50 Prozent. Nach Frankreich mit 11,2 Prozent liegen die Schweiz und Deutschland jeweils mit 10,6 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt auf Platz zwei der 33 untersuchten Staaten. Der EU-Durchschnitt liegt bei 8,3 Prozent.

Beim medizinischen Personal auf 1000 Einwohner schneidet Deutschland mit einem Wert von 3,6 pro Tausend zwar über dem EU-Durchschnitt (3,3) ab, liegt aber im Mittelfeld.

Spitzenreiter beim Arzt-Patientenverhältnis ist Griechenland mit einer Relation von 6,0 auf Tausend Einwohner. Allerdings sagt die Zahl des quantitativen Arzt-Einwohner-Verhältnisses nichts über die Qualität der Versorgung aus.

Der OECD-Bericht sieht trotz Finanzkrise und Druck auf die öffentlichen Kassen eine Tendenz, dass es auf der einen Seite immer mehr Fachärzte gibt, sich auf der anderen Seite aber in vielen EU-Staaten kaum Allgemeinmediziner finden, die auf dem Land die Versorgung übernehmen wollen.

"Engpässe gibt es vor allem beim pflegenden Personal und Krankenschwestern", sagt Nick Fahy von der Generaldirektion Gesundheit der EU-Kommission.

Angesichts des steigenden Bedarfs in den alternden Gesellschaften der EU sei dies die Herausforderung der kommenden Jahrzehnte. Die Anwerbung von medizinischem und pflegendem Personal aus anderen Teilen der Welt sei nach bisherigen Erkenntnissen, so die Kommission, für die EU unabdingbar.

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