Deutsche Ärzte oft unerreichbar

Sind deutsche Ärzte Eigenbrötler und Kommunikationsmuffel? So liest sich zumindest eine Studie von US-Experten. Sie kritisieren: Die Ärzte in der Bundesrepublik gehen zu selten ans Telefon.

Veröffentlicht:
Arzt am Telefonapparat: Laut einer US-Umfrage ein seltenes Bild.

Arzt am Telefonapparat: Laut einer US-Umfrage ein seltenes Bild.

© ISO K° - photography / fotolia.com

NEW YORK (dpa). Chronisch und schwerkranke Patienten werden einer Umfrage nach in Deutschland und zehn anderen westlichen Ländern nicht optimal versorgt.

In der deutschen Praxis mangele es am Austausch von Informationen zwischen den betreuenden Ärzten eines Patienten, teilte die Stiftung Commonwealth Fund am Mittwoch in New York mit.

Die USA belasteten Kranke mit zu hohen Kosten. Die Besten im internationalen Vergleich sind der Analyse nach Großbritannien und die Schweiz.

Gut: Entlastung chronisch Kranker

Die von der Commonwealth-Stiftung geförderte Studie basiert auf der Befragung von Patienten in acht europäischen Ländern, den USA, Kanada, Australien und Neuseeland.

Das deutsche Gesundheitssystem punktete mit seiner Entlastung chronisch kranker Patienten bei der finanziellen Selbstbeteiligung etwa im Krankenhaus.

Dagegen liegt die Republik mit der ärztlichen Betreuung außerhalb der Hauptgeschäftszeiten im internationalen Vergleich auf einem der hinteren Ränge.

Schlecht: Telefonische Erreichbarkeit

Deutsche Ärzte sind dem Umfrageergebnis nach auch schwerer telefonisch erreichbar als ihre Kollegen in anderen Ländern.

Außer in der Schweiz und Großbritannien beklagen sich Patienten überall, zu wenig an der Entscheidung über ihre Behandlung beteiligt zu werden.

Eine andere weit verbreitete Sorge: Ärzte überprüfen nicht regelmäßig, ob die Medikamente, die sie verordnen, noch erforderlich und wirksam sind. Schweden und Frankreich ernten Lob für ihre neuen Spezialzentren für Krebskranke und Patienten nach einem Herzinfarkt.

Informierte Hausärzte machen es besser

Die Autoren der Umfrage kommen zu dem Schluss, dass Hausarztpraxen, die zugänglich und über die Bedürfnisse ihrer Patienten gut informiert sind, das Risiko medizinischer Fehler sowie doppelt und dreifach verordneter Tests am ehesten vermeiden.

Wichtig sei auch, dass die Praxen die Einbindung von Fachärzten in die Behandlung koordinieren und ständig im Blick behalten.

Da sich die Handhabung von Land zu Land teils stark unterscheidet, empfiehlt die Stiftung allen Beteiligten, voneinander zu lernen. Reformen könnten Wunder wirken, wie das Beispiel Großbritannien zeige.

Schließlich gehe es nicht nur darum, den Betroffenen optimal zu helfen, sondern ihre Versorgung auch möglichst kosteneffizient zu gestalten.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Leicht geringere Sterblichkeitsrate

Sind Frauen besser bei Ärztinnen aufgehoben?

Kommentar zum Umgang mit aggressiven Patienten in Frankreich

Klima der Gewalt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken