Bedarfsplanung

Deutschland gehen die Ärzte aus

Die neue Bedarfsplanung bildet die Versorgungslücken wohl präziser ab - ändert aber wenig am bestehenden Ärztemangel. Im Land sind tausende Arztsitze unbesetzt.

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Bilderrätsel: Wo hat sich der Doktor versteckt?

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© Marco2811 / fotolia.com

BERLIN. In Deutschland fehlen 2600 Hausärzte sowie 2000 Fachärzte, davon allein 1250 Sitze für Psychotherapeuten. Das geht aus einer Erhebung der Kassenärztlichen Vereinigungen vom August hervor, die die Kassenärztliche Bundesvereinigung jetzt zusammengeführt hat, wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet.

Vor allem mit Blick auf den ländlichen Raum, aber auch in Bezug auf sozioökonomisch schwach strukturierte Teile von Großstädten und Ballungsregionen war die Bedarfsplanung auf Grundlage des 2012 in Kraft getretenen Versorgungsstrukturgesetzes Anfang 2013 geändert worden. Mit einer detaillierteren Planung sollte der tatsächliche Bedarf besser abgebildet werden.

Die nun vorliegende Zwischenbilanz der Bedarfsplanung zeigt, dass der gewünschte Erfolg bislang ausgeblieben ist. "Mit Planung allein ist noch kein neuer Arzt gefunden", sagte KBV-Sprecher Roland Stahl.

Besorgniserregend für die medizinische Versorgung ist der Trend zur Urbanisierung: Die jüngere und leistungsfähige Generation strebt in die Städte und attraktiven Regionen - der ländliche Raum überaltert. Das gilt auch für die Ärzte.

Ein weiteres Problem ist der Aufholbedarf bei Hausärzten. Hier ist die Zahl der in den nächsten fünf Jahren ausscheidenden Ärzte besonders hoch.

Laumann: "Nicht nur Einser-Abiturienten nehmen"

Andererseits hat die Allgemeinmedizin an den Universitäten und in der Weiterbildung über Jahrzehnte vernachlässigt worden. Dies hat sich allerdings in den vergangenen Jahren geändert - nicht zuletzt auch mit Nachhilfe des Gesetzgebers.

Erste Erfolge sind sichtbar: Nach dem dritten Evaluationsbericht zur Weiterbildung in der Allgemeinmedizin, der jetzt erschienen ist, ist die Zahl der in der ambulanten Versorgung Ärzte in allgemeinmedizinischer Weiterbildung 2012 im Vergleich zu 2010 um 18 Prozent auf 3842 Ärzte gestiegen, in der stationären Versorgung um 14 Prozent auf 2199.

Mit Blick auf die jüngsten Zahlen der KBV forderte der designierte Patientenbeauftragte der Bundesregierung, der CDU-Politiker Karl-Josef Laumann, mehr Studienplätze in der Medizin. "Das Grundproblem ist, dass zu wenig Ärzte ausgebildet werden", sagte Laumann der "Welt".

Der Politiker aus Nordrhein-Westfalen forderte zudem, die bestehenden Numeri clausi in Frage zu stellen. "Die Universitäten dürfen nicht nur auf Einser-Abiturienten setzen, sondern auch auf andere Abiturienten, die sich für den Hausarztberuf begeistern können", sagte Laumann.

Und weiter: "Hausärzte sind gerade für eine älter werdende Gesellschaft von besonderer Bedeutung. Denn die einzelnen Patienten auf dem Land sind genau wie die Pflegeheime dort auf hausärztliche Versorgung angewiesen." Außerdem müssten neue Modelle etwa für Gemeinschaftspraxen erprobt werden.

Nach der Koalitionsvereinbarung von Union und SPD soll die Förderung der Allgemeinmedizin weiter ausgebaut werden. (HL/nös)

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