Kommentar zur Klinikfinanzierung

Die DRG können nur besser werden

Eine Weiterentwicklung der Krankenhausfinanzierung sollte baldmöglichst und energisch in Angriff genommen werden.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Finanzierung der Krankenhäuser durch Fallpauschalen ist kein Systemfehler an sich, aber ein Systementwicklungshemmnis. Sie hat seit der Einführung im Jahr 2003 für die Patienten durchaus Positives bewirkt.

Man denke nur an die wundersame Halbierung der Verweildauern seit den 90er-Jahren auf inzwischen nurmehr rund eine Woche. Auch die Wartezeiten auf die Aufnahme an sich sind gesunken. Deren damals als unzumutbar empfundene Dauer war unter anderem einer der Gründe für die Einführung der DRG.

Gleichwohl ist es richtig, die Weiterentwicklung und Ergänzung der Fallpauschalen baldmöglichst und energisch in Angriff zu nehmen. Und auch das wäre im Sinne der Patienten. Wenn nur – wie jetzt vorgeschlagen – Vorhaltepauschalen zusätzlich zu den DRG helfen können, die Kinderabteilungen, die Diabetologien oder Rheumatologien wirtschaftlich zu betreiben, dann müssen diese Pauschalen fließen.

Lesen sie auch

Wenn es diese Abteilungen in den Krankenhäusern nicht mehr gibt, fehlen nämlich bald die wohnortnah angesiedelten Fachärzte für die ambulante Versorgung von Kindern und für die wachsende Zahl von chronisch erkrankten älteren Menschen.

Es erschließt sich nicht so leicht, warum die DRG überall gleich sind. Die regionale Krankenhausdichte, unterschiedliche Kostenstrukturen in Stadt und Land, nicht einmal die Qualität der Versorgung spielen eine Rolle. Weil die DRG immer und in immer gleich vereinbarter Höhe fließen, sprechen Fachleute von einer Mengenexplosion bei Operationen. Deutlich günstigere konservative Behandlungen geraten dadurch ins Hintertreffen, auch das nicht immer zum Vorteil der Patienten.

DRG: Differenzierung längst überfällig

Eine Differenzierung der DRG ist also längst überfällig, einschließlich der Einführung einer Qualitäts-DRG zum Beispiel für nachweislich leitliniengerechte Behandlungen.

Der Vorschlag aus dem Kreis der Gesundheitsweisen, Operationen in die ambulante Versorgung zu überführen, liegt auf der Hand. Statt Patienten in teuren stationären Strukturen besser in ambulanten Settings zu behandeln, spart Geld und fördert Qualität.

Bund und Länder haben dafür eine Arbeitsgruppe gegründet, die Selbstverwaltung hat den Auftrag, Operationen und Behandlungen zu identifizieren und einheitlich zu bepreisen, die sowohl ambulant als auch stationär vorgenommen werden können.

Diese Gremien hätten noch in dieser Legislaturperiode ihre Ergebnisse vorlegen sollen. Wegen Corona sind die Fristen verlängert worden. Warum eigentlich? Alle Welt zeigt doch gerade, dass sich solche Arbeiten auch virtuell erledigen lassen.

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen