Kommentar zur Krisen-HVM im Saarland

Die Fleißigen werden bestraft

Ist der spezielle Honorarverteilungsmaßstab, der die Pandemie berücksichtigt, noch gerechtfertigt? Die KV-Vertreter im Saarland meinen: ja. Doch es gibt Zweifel.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

Mit der Entscheidung, den durch Corona bedingten Krisenfall-Honorarverteilungsmaßstab bis ins dritte Quartal zu verlängern, begibt sich die KV Saarland auf einen gefährlichen Weg.

Bei der ersten Entscheidung im Sommer, einen „Krisen-HVM“ für die ersten beiden Quartale einzuführen, war die Sache noch klar: Die Patienten waren im Frühjahr aus Angst vor Corona in Scharen den Praxen ferngeblieben. Daher musste man einen neuen Maßstab finden, nach dem die Honorare verteilt werden. Aber inzwischen kommen die Patienten längst wieder. Vielerorts ist sogar von einem Nachholeffekt die Rede. Bei vielen Niedergelassenen sind die Praxen deshalb rappelvoll.

Daher ist die Entscheidung der KV-Vertreterversammlung in Saarbrücken auch ungerecht. Diejenigen, die in den letzten Wochen nicht auf die Uhr geschaut und möglichst viele Patienten versorgt haben, werden bestraft. Ihre Mehrarbeit wird höchstens abgestaffelt honoriert. Wer sich in den vergangenen Wochen eher zurückgehalten hat, bekommt trotzdem in etwa das Honorar vom Vorjahr.

Das lässt Schlimmes für das letzte Quartal befürchten. Wenn jetzt die Erkältungszeit beginnt und wieder mehr Corona-Infizierte auf uns zu kommen, sind motivierte Vertragsärzte gefragt, die alles tun, um gut durch die Krise zu kommen. Gerade die werden sich aber fragen, ob ihre Arbeit wirklich geschätzt wird, wenn sie ihre nächste Honorarabrechnung sehen.

Und zumindest im Saarland ist noch völlig offen, ob die KV nicht auch das vierte Quartal zu einem „Corona-Quartal“ erklärt. Das soll aber erst am Ende des Jahres entschieden werden.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

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