Kommentar

Die Politik reizt, die KBV reagiert

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Nadelstiche, die die Politik der Selbstverwaltung versetzt, zeigen erneut Wirkung. Jüngstes Beispiel: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung legt einen Versorgungsatlas auf, um das regionale Versorgungsgeschehen aus dem Dunkel zu reißen, in dem es die KVen nicht ganz uneigennützig in den vergangenen Jahren gerne belassen haben.

Die Verantwortlichen wussten stets: In einer von allen Seiten einsehbaren und gut ausgeleuchteten Versorgungssituation lässt sich schwerer Standespolitik betreiben als im gegenwärtigen Zustand, in dem die Ärzte sich auf vorhandene, manchmal auch nur vermeintliche Informationsvorsprünge berufen konnten.

Viele Jahre hat die Politik darauf gewartet, dass die Selbstverwaltung diesen Zustand von sich aus beendet. Weil dies nicht geschehen ist, ordnet sie nun mehr Versorgungsforschung par ordre de mufti an. Jedenfalls sieht der Entwurf des Versorgungsstrukturgesetzes dies so vor.

Der Versorgungsatlas von KBV und ihrem Forschungsinstitut ist eine Reaktion darauf. Die Ärzte wollen das Terrain der Versorgungsforschung besetzen, die Deutungshoheit nicht kampflos aufgeben. Jede Aktivität in diese Richtung ist richtig. Warum aber kommt sie so spät?

Lesen Sie dazu auch: KBV startet den Überblick Vom Elfenbeinturm in die Praxis

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Dr. Jürgen Schmidt 31.08.201113:37 Uhr

Rechtzeitig die Konsequenzen ziehen

Es trifft zu, dass die KBV die detaillierten Daten des ZI zur Versorgung in der Vergangenheit meist nur in hoch aggregierter Form und themenbezogen bekannt gegeben hat.
Gleichwohl war es Eingeweihten gelegentlich möglich, an die differenzierten Einzelleistungsstatistiken (AIS) der Fachgruppen zu gelangen. Beim verantwortungsvollen Umgang mit diesen zeigten sich allerdings auch die Schwierigkeiten der Deutung.
Insofern hat die Geheimhaltung der KBV die Ärzteschaft auch vor einer Verschärfung der Fachgruppenstreitereien durch entsprechende Honorarpolemik bewahrt, die für die Beobachter in Krankenkassen und Gesundheitspolitik ein gefundenes Fressen gewesen wäre.

Nunmehr ist - nach der Preisgabe der Datenstatistiken - eine neue Runde der ärztlichen Selbstzerfleischung nicht ausgeschlossen.

Man täte gut daran, sich zumindest um die Bereinigung unplausibler Leistungsmengen zu kümmern und die entsprechende Rationalisierungsdebatte aus eigenem Antrieb zu führen, bevor diese der Ärzteschaft aufgezwungen wird und die ärtzliche Selbstverwaltung erneut in die Defensive zwingt. Zumal wir es bei einem mutmaßlich stattfindenden Regierungswechsel mit weniger konzilianten Partnern zu tun haben werden.

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