Verbraucherschützer

Die meisten Wahlprogramme springen bei Pflege zu kurz

Dicke Programme, etliche Leerstellen – so auch beim Thema Pflege, findet der Verbraucherzentrale Bundesverband und verweist auf einen aktuellen Wahlcheck zur Bundestagswahl.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat die Programme der Parteien im Hinblick auf die Pflege einem „Wahlcheck“ unterzogen – und sieht vielerorts Lücken.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat die Programme der Parteien im Hinblick auf die Pflege einem „Wahlcheck“ unterzogen – und sieht vielerorts Lücken.

© Andrea Warnecke / dpa

Berlin. Laut Verbraucherschützern greifen die Wahlprogramme der meisten Parteien bei der notwendigen Weiterentwicklung der sozialen Pflegeversicherung zu kurz.

Einzig die Programmatik der Grünen biete aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher „nennenswerte Fortschritte“, heißt es in einem vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) vorgelegten „Wahlcheck“ zur Bundestagswahl.

Die Programme von Union und SPD böten zwar einzelne Fortschritte in Sachen Pflege. Kernforderungen der Verbraucherschützer würden aber nur „teilweise“ aufgegriffen.

Ohne Steuerzuschuss geht´s nicht

Zu diesen Kernforderungen gehöre, die Pflege mit einem dauerhaften Steuerzuschuss zu flankieren, um die Beitragszahler zu entlasten, heißt es in einem Papier des vzbv zu verbraucherpolitischen Leitlinien für die Legislaturperiode 2021 bis 2025. Überdies müssten ambulante wie stationäre Leistungssätze jährlich entsprechend Inflationsrate und Personalkostenaufwuchs dynamisiert werden, um Preissteigerungen auszugleichen und steigende Eigenanteile bei Pflegebedürftigen und deren Angehörigen zu begrenzen.

Die Länder wiederum müssten ihrer Verantwortung bei der Finanzierung der Investitionskosten der Alten- und Pflegeheime „endlich gerecht werden“, schreibt der vzbv. Langfristig sei die „Frage einer nachhaltigen und solidarischen Pflegeversicherung im Blick zu behalten“. Auch brauche es unabhängige Angebote zur Pflegerechtsberatung. Insbesondere Wohn- und Betreuungsverträge enthielten häufig „schwer verständliche und fragwürdige Klauseln“.

Kritik üben die Verbraucherschützer am FDP-Programm. In puncto Pflege böten die Vorschläge der Liberalen „keine nennenswerten Fortschritte“ oder würden die Situation der Verbraucher sogar verschlechtern. Die FDP spricht sich in ihrem Programm unter anderem dafür aus, an der Pflegeversicherung als Teilleistung festzuhalten und die Sozialsäule um private und betriebliche „Kapitaldeckungselemente“ zu ergänzen.

Caritas: Reformbedarf ist riesig

Eine große Pflegereform mahnte unterdessen der Deutsche Caritasverband an. „In kaum einem Bereich ist der Reformbedarf seit Jahren so groß wie in der Pflege“, sagte Verbands-Präsident Peter Neher am Montag. Trotz wichtiger Reformschritte auf den letzten Metern der jetzigen Legislaturperiode seien drängende Fragen unbeantwortet geblieben.

Dazu gehöre auch die Finanzierung, betonte Neher. Die Krankenkassen müssten die Kosten der medizinischen Behandlungen für Pflegebedürftige in voller Höhe übernehmen und die Länder bei der Refinanzierung der Investitionskosten ihren Anteil leisten. Trotz der Begrenzung der Eigenanteile kämen spätestens ab 2024 weitere erhebliche Belastungen auf die Pflegebedürftigen zu. Es brauche daher eine Neuverteilung der Lasten in der Pflege, sagte Neher.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?

Lesetipps
Eine Frau hat Schwierigkeiten, ihre Jeans zu schließen, nachdem sie zugenommen hat.

© Alfonso Soler / stock.adobe.com

Adipositas-Medikamente

Rascher Gewichtsanstieg nach Absetzen von Semaglutid & Co.

Ein Wegweiser-Schild

© PX Media / stock.adobe.com

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?