Drogenbeauftragte knöpft sich trinkende Frauen vor

Erstmals hat die Drogenbeauftragte der schwarz-gelben Bundesregierung einen Drogenbericht vorgelegt - und gleichzeitig eine neue Strategie der Drogenpolitik angekündigt. Ein Schwerpunkt ist die Alkoholprävention - vor allem bei Frauen.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Frauen trinken zu viel Alkohol. Die Drogenbeauftragte will sie mit ihren Präventionsstrategien erreichen.

Frauen trinken zu viel Alkohol. Die Drogenbeauftragte will sie mit ihren Präventionsstrategien erreichen.

© Adler / fotolia.com

BERLIN. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), hat angekündigt, die politischen Strategien zur Suchtpolitik neu auszurichten. Entsprechende Pläne befänden sich zur Zeit in der Abstimmung.

"Wir brauchen mehr zielgerichtete Präventionsangebote: Für welche Gruppe eignet sich welche Maßnahme?", fragte Dyckmans bei der Vorstellung des ersten Drogen- und Suchtberichts der schwarz-gelben Koalition. Zum Beispiel müssten alkoholkranke Frauen anders behandelt werden als Männer. Auf diese Besonderheiten solle künftig mehr Rücksicht genommen werden.

Dem Drogenbericht 2011 zufolge sind in Deutschland 370.000 Frauen alkoholabhängig. Besonders im Alter von zehn und 20 Jahren und von 40 bis 59 Jahren konsumierten viele Mädchen und Frauen Alkohol missbräuchlich, so Dyckmans. 2008 seien zudem 2400 Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelt worden.

Damit sei die Zahl der Jungen (2100) "deutlich übertroffen" worden. "Der Alkoholkonsum der Deutschen ist bei der Suchtbekämpfung immer noch das größte Sorgenkind", betonte Dyckmans. Daher liege hier bei der Präventionspolitik auch das größte Augenmerk. Es sei zwar nur eine kleine Gruppe, die einen "missbräuchlichen Alkoholkonsum" betreibt, aber es gelte genau diese Betroffenen zu erreichen.

Insgesamt zeigte sich die Drogenbeauftragte zufrieden mit der bisherigen Strategie ihrer Suchtpolitik. "Wir sind auf einem guten Weg", so Dyckmans. Der regelmäßige Konsum von Alkohol, Nikotin und Cannabis gehe zurück. Das zeige, dass gezielte Präventionsmaßnahmen wirkten.

Bei den jungen Trinkern sinkt der Anteil

Dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht zufolge tranken 2010 immer noch 13 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal in der Woche Alkohol. 2004 waren es aber noch 21 Prozent. Aus Sicht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist dieser Rückgang ein Erfolg, aber "kein Grund zur Entwarnung".

Dem Drogenbericht zufolge ist das sogenannte Rauschtrinken unter Jugendlichen immer noch weit verbreitet. "Es gibt keine generelle Trendwende", räumte Dyckmans ein. 2009 wurden etwa 26.400 Jugendliche wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär im Krankenhaus behandelt. Das sei ein Anstieg von 2,8 Prozent im Vergleich zu 2008.

Positivere Entwicklungen gab es zum Beispiel beim Rauchen. 13 Prozent der Jugendlichen griffen 2010 regelmäßig zur Kippe, 2001 waren es noch 23 Prozent.Grünen-Politiker Harald Terpe kritisierte den Drogenbericht als "Beleg für die weitgehende Untätigkeit der Bundesregierung in der Drogenpolitik". Die meisten der im Bericht enthaltenen Maßnahmen seien noch von der Vorgängerregierung initiiert worden.

Im vergangenen Jahr war die Drogenbeauftragte in die Kritik geraten, da für 2010 kein Drogenbericht vorgelegt wurde (wir berichteten).

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