Bundestag nach der Vertrauensfrage

Entbudgetierung der Hausarztversorgung: FDP-Fraktion nimmt neuen Anlauf

Die FDP-Fraktion fordert ein Ende von Mengen- und Honorarbegrenzung. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sieht in der Verbesserung der Bedingungen für niedergelassene Ärzte „Kernaufgabe“ für die nächste Regierung.

Veröffentlicht:

Berlin. Trotz Ampel-Aus, Vertrauensfrage und bevorstehender Neuwahlen: Im Bundestag wird weiter Gesundheitspolitik gemacht, auch auf der Basis des Ampel-Koalitionsvertrags. Die FDP-Fraktion versucht mit einem Antrag an den Bundestag zur Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung zur Sachpolitik zurückzufinden.

Dieses Thema brennt auch Unionspolitikerinnen unter den Nägeln. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hat am Dienstag die Verbesserung der Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten zur „Kernaufgabe“ für die nächste Bundesregierung erklärt. Dazu zähle auch die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung, sagte Gerlach anlässlich der Jahrespressekonferenz der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.

FDP-Politiker Bartelt: Vollumfängliche Honorierung

Die FDP-Fraktion fordert nun die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der „die Leistungen der allgemeinen hausärztlichen Versorgung von mengenbegrenzenden oder honorarmindernden Maßnahmen ausnimmt“, heißt es in einem am Dienstagabend konsentierten Antrag an den Bundestag, der der Ärzte Zeitung vorliegt.

„Hausärzte sind die erste Anlaufstelle und können in den meisten Fällen die benötigte Hilfe gleich selbst erbringen“, sagte der FDP-Abgeordnete Christian Bartelt, selbst Zahnarzt, der Ärzte Zeitung am Dienstag. Die FDP-Fraktion sei der Überzeugung, dass medizinisch notwendige und lege artis erbrachte Leistungen auch vollumfänglich honoriert werden müssten.

Mit dem Antrag sollen zudem eine Vorhaltepauschale für die Wahrnehmung des Versorgungsauftrags, eine Geringfügigkeitsgrenze bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen, Instrumente zur Patientensteuerung und eine quartalsübergreifende Versorgungspauschale zur Behandlung chronisch kranker Patientinnen und Patienten mit hohem Betreuungsaufwand auf den Weg gebracht werden.

Primärarztversorgung ja, aber freiwillig

Die FDP-Fraktion greift damit Elemente des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune (GVSG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf. Dieses wird nach dem Ende der Koalition nicht weiterverfolgt werden. Es hatte in seiner frühen Fassung den Aufbau von Gesundheitskiosken und Gesundheitsregionen, Primärversorgungszentren und die Finanzierung von Medizinstudienplätzen durch die Krankenkassen vorgesehen. Im Gesetzgebungsverfahren waren diese Vorhaben gestrichen worden.

Die Autorinnen und Autoren des FDP-Antrags sehen jedoch durchaus einen Nutzen in einer Weiterentwicklung der Lotsenfunktion der Hausärztinnen und Hausärzte sowie grundversorgender Fachärzte zu einer Primärarztversorgung. Grund: Damit ließen sich Wartezeiten verkürzen und kostenintensive Doppeluntersuchungen vermeiden, heißt es in dem Antrag. Nach Auffassung der FDP-Fraktion solle eine Teilnahme an einem Primärarztsystem aber nicht erzwungen sondern lediglich angereizt werden. (af)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Mission Krankenkassenfinanzen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job