Nach dem Krisengipfel

Enttäuschung bei der KBV: Auch Budgets der Fachärzte sollten rasch fallen

Die Ampelregierung setzt den Koalitionsvertrag um und hebt die Budgets im hausärztlichen Versorgungsbereich auf. Doch nicht alle sind mit den Ergebnissen des Spitzengesprächs im Bundesgesundheitsministerium zufrieden.

Veröffentlicht:
Die KBV-Spitze um Dr. Andreas Gassen zeigt sich von den Ergebnissen des Krisengipfels beim Bundesgesundheitsminister enttäuscht.

Die KBV-Spitze um Dr. Andreas Gassen zeigt sich von den Ergebnissen des Krisengipfels beim Bundesgesundheitsminister enttäuscht.

© Jürgen Heinrich / SZ Photo / picture alliance

Berlin. „Das war leider viel zu wenig und trotz erster Lichtblicke insgesamt enttäuschend“, haben Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Ergebnisse des „Krisengipfels“ im Bundesgesundheitsministerium kommentiert. Teilgenommen hatten der Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen und Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner.

Die Entbudgetierung der der Hausärzte dürfe nicht alles sein: „Im nächsten Schritt muss nun die Entbudgetierung der Fachärzte rasch folgen“, forderte die KBV-Spitze.

Zuvor hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Umstellung der Finanzierungssystematik bei den Hausärzten angekündigt. Diese sollen zu Mehreinnahmen im dreistelligen Millionenbereich für diese Arztgruppe führen. Gleichzeitig sollen die Ärzte von einer Reihe belastender bürokratischer Verpflichtungen befreit werden.

Vertreter des Deutschen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes hatten am Dienstag den Verzicht auf die Budgetierung und den geplanten Ausstieg aus der Quartalslogik begrüßt.

Lesen sie auch

FDP warnt vor Systemspaltung

Vermisst haben die KBV-Oberen zudem konkrete Verbesserungen bei der Digitalisierung der ärztlichen Versorgung. Unklar geblieben sei, wie der Wechsel zu „leistungsfähigen Praxisverwaltungssystemen“ (PVS) finanziert werden solle.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuvor mit einem „Maßnahmenpaket zur Stärkung der ambulanten Versorgung“ auch Anreize für eine nutzerfreundliche Implementierung einer für den Einsatz der elektronischen Patientenakten ertüchtigten Generation von PVS angekündigt.

Schützenhilfe erhielten die Kassenärzte aus der FDP-Fraktion im Bundestag. Die Fraktion stehe zu dem Grundsatz, dass jede ärztliche Leistung auch bezahlt werden müsse“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Liberalen, Professor Andrew Ullmann.

Seine Fraktion werde vor allem darauf achten, dass keine Systemspaltung zwischen Allgemeinmedizinern und Fachärzten stattfinde. Es sei sehr kritisch zu sehen, wenn die haus- und die fachärztliche Schiene unterschiedlich finanziert würden, mahnte Ullmann. Jede ärztliche Leistung müsse fair honoriert werden. Das müsse auch für den fachärztlichen Bereich gelten, so Ullmann.

Die Digitalreformen im Jahr 2024 schafften finanzielle Spielräume, die Arztpraxen, Apotheken und anderen Leistungserbringern zugutekämen, sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Dagmar Schmidt. Mit der Entbudgetierung der Hausärzte werde der Koalitionsvertrag zudem weiter umgesetzt.

GKV-Spitzenverband warnt vor weiteren Protesten

Vor weiteren Ärzteprotesten warnte der GKV-Spitzenverband. „Wir hoffen und erwarten, dass Ärzteschaft und Politik mit dem Treffen wieder zum konstruktiven Dialog zurückgekehrt sind“, sagte GKV-Vorstandsmitglied Stefanie Stoff-Ahnis.

Es dürfe sich keinesfalls wiederholen, dass Ärzteverbände ihren Protest auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten austrügen. Die finanzielle Situation der niedergelassenen Ärzte sei gut, merkte Stoff-Ahnis an.

Im laufenden Jahr stiegen ihre Honorare um rund zwei Milliarden Euro. Im vorvergangenen Jahr haben die Krankenkassen mehr als 46 Milliarden Euro für die ambulante Versorgung aufgewendet.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, kritisierte, das Treffen sei ein „Gipfel der Ankündigungen und Durchhalteparolen“ gewesen. „Wie die Neuregelungen finanziert werden sollen, erklärt der Minister nicht“, sagte Sorge dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. (af/dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Täuschung im Internet

Diabetes-Verbände warnen vor dubiosen Online-Angeboten

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Viele Ansatzpunkte für die Digitalisierung. Die apoBank bietet mit ihrem Digitalisierungsfahrplan einen breiten Überblick.

© apoBank

Digitalisierungsfahrplan für Praxisteams der apoBank

Digitale Praxis: Die Chance, das Team zu entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Urologen-Kongress

Prostatakrebs: Welche Neuerungen es in der Leitlinie gibt

Lesetipps