Großbritannien

Erkrankungen steigen in der Krise deutlich

Mehr Alkohol und Schwangerschaftsabbrüche, weniger Sport und Nikotin - die Wirtschaftskrise hinterlässt Spuren.

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LONDON. Je stärker die Wirtschaftskrise, desto ungesünder leben die Patienten. Zu diesem Schluss kommen Umfragen aus Großbritannien unter Hausärzten.

Zwei von drei britischen Allgemeinmedizinern berichten, dass seit Beginn der Finanzkrise 2008 deutlich mehr Patienten mit Alkoholproblemen in ihre Sprechstunden kommen.

Experten der Organisation "Insight Research Group" (IRG) interviewten 300 Hausärzte des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS).

Weniger Sport, "um Geld zu sparen"

Zwei Drittel der befragten Ärzte berichteten von einem deutlichen Anstieg der alkoholbedingten Konsultationen. Jeder zweite Hausarzt beobachtet, dass Patienten generell weniger Sport treiben als vor 2008. Das geschehe auch, "um Geld zu sparen", so die Ärzte.

17 Prozent der interviewten Hausärzte beobachten eine vermehrte Nachfrage nach Schwangerschaftsabbrüchen. Auch hier wird ein direkter Zusammenhang zur Wirtschaftskrise gesehen.

Acht von zehn britischen Hausärzten berichten ferner, dass die Zahl der mit Stress in die Praxen kommenden Patienten seit 2008 "deutlich gestiegen" sei. Besonders häufig seien Angststörungen.

Weniger Raucher

Eine positive Folge der Wirtschaftskrise: Da vielen Patienten das Geld fehlt, sinkt die Zahl der Raucher. Mehr als 70 Prozent der befragten Ärzte gaben an, in ihren Sprechstunden weniger nikotinabhängige Patienten zu haben als noch vor vier oder fünf Jahren.

Auch hier sehen die Gutachter einen kausalen Zusammenhang zur schwindenden Kaufkraft.

Laut IRG-Studie sind alle gesellschaftlichen Schichten von der Wirtschaftskrise und den damit verbundenen negativen gesundheitlichen Folgen betroffen. Allerdings treffe es sozialschwache Patienten in der Regel besonders hart.

Eine Sprecherin des britischen Patientenverbandes (PA) bezeichnete die Zahlen gegenüber der "Ärzte Zeitung" in London als "alarmierend". Die PA wies darauf hin, dass die jüngsten Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen "die Lage eher noch verschlimmern werden". (ast)

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