Sterbehilfe

Ethikratsvorsitzende: Kein Klima, das zum Suizid drängen würde

Alena Buyx hält es für eher unwahrscheinlich, dass es einen plötzlichen Boom für geschäftsmäßige Sterbehilfeangebote geben wird.

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Fordert mehr Aufklärung zur Suizidprävention: Professorin Alena Buyx, Vorsitzende des Ethikrats.

Fordert mehr Aufklärung zur Suizidprävention: Professorin Alena Buyx, Vorsitzende des Ethikrats.

© Wolfgang Kumm/dpa

Stuttgart. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht keine gesellschaftliche Entwicklung, die Kranke oder Schwache zu einem Suizid drängen würde. Die Gesellschaft sei aber gefordert, hier sehr wachsam zu sein, sagte Buyx im am Freitag vorab veröffentlichten SWR-Interview der Woche. Es brauche breite Aufklärung und Suizidprävention zum vielfach noch immer tabuisierten Thema Selbsttötung.

Sie habe aber keine Sorge, so Buyx weiter, dass „wir in Gefahr stehen, abzurutschen in eine Situation, wo auf einmal Geschäftsmodelle aus dem Boden sprießen und viele, viele Menschen sich irgendwie gedrängt sehen, sich zu suizidieren“.

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte Anfang 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe gekippt und ein Grundrecht auf selbstbestimmtes Sterben formuliert - und zwar unabhängig von Alter oder Krankheit. Zugleich empfahlen die Richter dem Gesetzgeber, Missbrauch durch Schutzkonzepte zu verhindern.

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Wie genau die neuen Regeln aussehen könnten, ist umstritten und in der Diskussion. Zuletzt hatte sich auch der Ethikrat damit beschäftigt. Unklar ist unter andrem, wie eine freie und verantwortliche Entscheidung zu einem Suizid dokumentiert werden soll.

Die katholische Kirche wendet sich gegen professionelle Sterbebegleiter und befürchtet, dass mit liberaleren Regeln eben doch ein gesellschaftliches Klima entstehen könnte, in dem sich Menschen zum Suizid gedrängt fühlen. (KNA)

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