Festzuschüsse auch für Bandagen und Einlagen?
Die Ausgaben für Hilfsmittel steigen: Experten sehen darin bereits den nächsten Kostentreiber. Und das ließe sich nur mit Festzuschüssen stoppen, warnt das IGSF.
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Bandagen, Kompressionsstrümpfe und Co.: Das IGSF fordert die Einführung eines Festzuschusssystems.
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BERLIN. Für Hilfsmittel wie Bandagen, Einlagen und medizinische Kompressionsstrümpfe sollte ein Festzuschusssystem - wie es bei bereits heute beim Zahnarzt üblich ist - eingeführt werden. Zu diesem Schluss kommt das Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) in Kiel.
Vorteile für alle Beteiligten
Die eurocom e.V., die Europäische Herstellervereinigung für Komprssioinstherapie und orthopädische Hilfsmittel und der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik hatte das IGSF gebeten, diese Studie durchzuführen."Ein solches System hätte für alle Beteiligten Vorteile", betonte Professor Fritz Beske vom IGSF in Berlin.
Es fördere einen schnelleren Zugang des Patienten zu qualitativ hochwertigen und innovativen Produkten. Die für daraus entstehenden Kosten seien für die Versicherten vertretbar, da die Anschaffung teilweise nur einmalig sei, so Beske.
Festzuschüsse sind zukunftsorientes Finanzierungselement, so Beske
Für die Hersteller lohne es sich wieder, in Innovationen zu investieren und Krankenkassen profitierten sogar in doppelter Hinsicht: "Die Ausgaben der Kassen würden sich reduzieren", so Beske. Dieser Effekt resultiere daraus, dass der Zuschuss der Kassen geringer ausfallen würde als der bisher vereinbarte Festbetrag.
Darüber hinaus sinke der bürokratische Aufwand, der bislang mit der Festlegung von Festbeträgen verbunden sei. "Festzuschüsse sind ein zukunftsorientiertes Finanzierungselement in der gesetzlichen Krankenversicherung - vor allem in der Hilfsmittelversorgung", prognostizierte Beske.
Andernfalls könnten gerade Hilfsmittel künftig zu einem Kostentreiber der GKV werden: Aufgrund der demografischen Entwicklung steige der Bedarf an Hilfsmitteln an, denn gerade ältere Menschen benötigten häufiger Bandagen, Kompressionsstrümpfe und Co.
Künftig soll der Nutzen der Hilfmittel überprüft werden
Doch ein differenzierter Blick lohnt sich: Die Barmer GEK hatte erst kürzlich Ärzte bei der Verordnung von Hilfsmitteln zum Umdenken aufgefordert. Häufig würden Heil- und Hilfsmittel zu spät eingesetzt, so die Kasse.
Diese könnten aber Medikamentengaben, chirurgische Eingriffe und Krankenhausaufenthalte vermeiden. Künftig solle jedoch der Nutzen der Hilfsmittel überprüft werden, hieß es.
Für 2010 erwarten Experten Ausgaben für Hilfsmittel von knapp 4,4 Milliarden Euro. 2009 waren es noch 4,2 Milliarden Euro.