Depressiv in Niedersachsen

Fragebogen für schnellere Therapie

In Niedersachsen wollen AOK und KV erreichen, dass Patienten mit Depressionen oder Burn-out schnell auf die richtige Behandlungsschiene gesetzt werden. Helfen soll ein Fragebogen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Depressiv? In Niedersachsen sollen AOK-Patienten nicht länger als 14 Tage auf einen Termin warten müssen.

Depressiv? In Niedersachsen sollen AOK-Patienten nicht länger als 14 Tage auf einen Termin warten müssen.

© Getty Images/Ingram Publishing

HANNOVER. Die KV Niedersachsen (KVN) und die AOK des Landes haben einen Vertrag geschlossen, um Patienten mit Depressionen oder Burn-out schneller behandeln zu können.

Leichter Erkrankte sollen von Hausärzten behandelt werden, wenn die Ärzte über die Zusatzqualifikation der psychosomatischen Grundversorgung verfügen und die obligatorische Schulung zur S3-Leitlinie absolviert haben. Schwerer erkrankte Patienten sollen sie zu Fachärzten überweisen.

Per Fragebogen ermitteln Hausärzte, wie schwer der Patient erkrankt ist. Die Fragen richten sich beispielsweise auf den Umfang von Schwermut, Konzentrationsfähigkeit oder Bewegungsdrang. Werden 14 Punkte auf dem Fragebogen erreicht, muss der Hausarzt überweisen.

"Gemeinsames Ziel der Vertragspartner ist ein frühzeitiger Therapiebeginn bei den betroffenen Patienten, um die Arbeitsfähigkeit schnellstmöglich wieder herzustellen", so die KV.

Zusätzliche Behandlungsplätze bei Fachärzten und Psychotherapeuten sollen verhindern, dass die Patienten in eine chronische Depression rutschen.

Terminmanagement durch die KV

"Die teilnehmenden Fachärzte und psychologischen Psychotherapeuten müssen zusätzliche Behandlungskapazitäten anbieten und bereit sein, eingeschriebene Patienten innerhalb von maximal 14 Tagen erstmalig zu behandeln", sagt der KV-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch. Zur Koordination dieser Behandlungskapazitäten richtet die KV eine Terminmanagementstelle ein.

"Die Ausfalltage mit psychischen Hintergründen sind seit 1994 um 120 Prozent gestiegen", sagt AOK-Chef des Landes Dr. Jürgen Peter. "Die durchschnittliche Dauer liegt mit 24,9 Tagen je Fall weit über dem Mittelwert der AU-Zeiten mit 11,8 Tagen je Fall. Gleichzeitig sehen wir ein Versorgungsdefizit in genau diesem Fachgebiet."

Die AOK geht von potenziell 50.000 Patienten pro Jahr aus. Je nach regionalem Versorgungsgrad müssen die Patienten derzeit zwischen sechs Wochen und einem halben Jahr auf eine Behandlung warten, so die KV.

Teilnehmende Ärzte werden mit extrabudgetären Aufschlägen bezahlt: Je Vertragsfall sind für den Hausarzt zusätzliche Vergütungen von maximal 115 Euro, für den Facharzt 175 und für den Psychotherapeuten 250 Euro zu erzielen.

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