Adipositas

Gefährliche Vorurteile

Die persönliche Meinung über Adipositas ist maßgeblich bei der Frage, ob Hausärzte und Internisten ihren betroffenen Patienten zu einer Operation raten. Das zeigt eine Studie.

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LEIPZIG. Vorurteile und Unwissen bei Ärzten verhindern offenbar zu oft eine angemessene Therapie für stark übergewichtige Patienten. Das ergab eine aktuelle Umfrage des in Leipzig ansässigen Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) "AdipositasErkrankungen" bei rund 200 Hausärzten und niedergelassenen Internisten in ganz Deutschland.

Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Obesity Surgery". Den Fokus der Untersuchung legten die Forscher auf die Adipositas-Chirurgie.

Entsprechend der Behandlungsleitlinien kommt diese den Angaben zufolge für Patienten infrage, die einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 40 haben und die in Diät-Programmen nicht genug Gewicht verlieren konnten.

Sofern sich bereits Folgeerkrankungen wie Diabetes eingestellt haben, kann ein Eingriff laut IFB auch bereits ab einem BMI von 35 erwogen werden. Allerdings zeigte sich bei der Befragung, dass die Therapieempfehlung stark von ihrer persönlichen Einschätzung des niedergelassenen Arztes abhängt, ob Adipositas für ihn eine "selbstverschuldete Erkrankung" ist.

Ein Drittel der befragten Mediziner fand es "zu einfach", wenn stark übergewichtige Menschen mit Hilfe der Adipositas-Chirurgie abnehmen. 58 Prozent waren der Meinung, dass fehlende Willensstärke das Übergewicht verursacht.

Und obwohl 56 Prozent glauben, dass eine Operation eine nützliche Methode zur Gewichtsreduktion ist, empfahlen sie 48 Prozent nur manchmal und 34 Prozent kaum bis gar nicht. Lediglich 18 Prozent überwiesen ihre Patienten zum Chirurgen.

Diese verfügten den Wissenschaftlern zufolge auch über das umfangreichste Wissen zu Adipositas-Operationen. Die Experten appellierten an die Mediziner, auf Stigmatisierungen zu verzichten und so den Betroffenen eine angemessene Therapie zu ermöglichen. (lup)

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