Schutzmaßnahmen

Gefäßmediziner fordern Hitzeschutzpläne in Kliniken und Praxen

Kliniken und Praxen sollen Patienten mit Gefäßerkrankungen besonders vor steigenden Temperaturen schützen, so die Gesellschaft der Gefäßmediziner. Auch die Bundesregierung nimmt beim Hitzeschutzplan vulnerable Gruppen in den Blick.

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Mann hält seinen Kopf ins Wasser

Abkühlung gefällig? Steigende Temperaturen machen Menschen mit Gefäßerkrankungen besonders zu schaffen.

© Kay Nietfeld / dpa / picture alliance

Osnabrück. Durch die steigenden Temperaturen in Folge des Klimawandels werden Gefäßerkrankungen in Zukunft wahrscheinlich häufiger auftreten und einen schwereren Verlauf nehmen. Besonders älteren Gefäßpatientinnen und -patienten drohen infolgedessen Beeinträchtigungen des Bewusstseins, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe oder ein Kollaps. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V. (DGG) ruft daher in einer Mitteilung von Montag die Verantwortlichen in Kliniken und Praxen dazu auf, sich mit Hitzeschutzplänen entsprechend vorzubereiten.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Klimawandel eine der größten Gesundheitsbedrohungen für die Menschheit, heißt es. Die steigenden Temperaturen und veränderten Wetterbedingungen haben direkte und indirekte Effekte auf die Gesundheit, insbesondere auf vulnerable Patientengruppen. „Temperaturschwankungen und eine Verschlechterung der Luftqualität sind mit einer erhöhten kardiovaskulären Erkrankungsschwere und Sterblichkeit verbunden“, erläutert Privatdozent Rolf Weidenhagen, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Neuperlach München und Gründer der DGG-Kommission für Nachhaltigkeit.

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Folgen können schwerwiegend sein

Zudem hätten viele dieser Patienten bereits Vorerkrankungen, die ihre Wärmeregulation beeinträchtigen. Medikamente, geringere Mobilität und fortgeschrittenes Alter könnten diese Effekte noch verstärken. Die Folgen sind oft schwerwiegend, von Herzrhythmusstörungen bis hin zu Bewusstseinseinschränkungen und Kollaps. Zudem werden Gefäß- und Bypassverschlüsse bei Betroffenen wahrscheinlicher.

Angesichts dieser Herausforderungen seien jetzt vor allem die Verantwortlichen der geplanten Krankenhausreform gefragt, die Versorgungsstrukturen anzupassen. „Die Reform bietet eine Chance, unsere medizinische Infrastruktur so zu gestalten, dass sie den Anforderungen des Klimawandels und den daraus resultierenden gesundheitlichen Risiken gerecht wird“, so Weidenhagen.

Er betont die Notwendigkeit, Hitzeschutzpläne mit Handlungsempfehlungen zu etablieren. Dazu gehöre Risikopatienten zu erkennen, Trinkmengen und Flüssigkeitszufuhr zu überwachen, Medikamente anzupassen sowie Abkühlmöglichkeiten zu schaffen. Die meisten Kliniken und Praxen müssten sich hierauf erst noch vorbereiten und beispielsweise bauliche Maßnahmen treffen.

Vorbild Frankreich

Unterdessen hat die Bundesregierung bekräftigt, mit dem Hitzeschutzplan für Gesundheit insbesondere vulnerable Gruppen besser vor Hitze schützen zu wollen. Der Schutz von Älteren, Kindern, Vorerkrankten, Pflegebedürftigen, Alleinlebenden, Menschen mit Behinderungen und Wohnungslosen sei oberstes Ziel der Hitzeprävention, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Unionsfraktion.

Vorbild des Hitzeschutzplans sollen Maßnahmen sein, die Frankreich bereits seit ein paar Jahren praktiziert – insbesondere um die Bevölkerung für gesundheitliche Gefahren infolge von Hitze zu sensibilisieren und ältere Menschen bei bevorstehenden Hitzewellen rechtzeitig zu kontaktieren und zu unterstützen.

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Besonders weit gediehen ist der hiesige Aktionsplan aber noch nicht. Laut Antwort der Bundesregierung hat es in diesem Sommer eine gemeinsame Plakataktion für vulnerable Bevölkerungsteile mit dem Deutschen Hausärzteverband gegeben. Ein „Musterhitzeschutzplan“ für Krankenhäuser stehe kurz vor dem Abschluss.

Viele Initiativen in der Pflege

In der Pflege habe es ebenfalls bereits „verschiedene Initiativen“ zur Hitzeprävention gegeben. So seien Pflegeeinrichtungen „umfassende Informationen zum Hitzeschutz“ übermittelt worden, die konkrete Arbeitshilfen bei Hitzebelastung enthielten, schreibt die Regierung in ihrer Antwort. Weitere „mittelfristig wirkende Aktivitäten“ seien in Vorbereitung, diese sollten ab dem Sommer 2024 greifen.

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Den Angaben zufolge gehen Experten etwa für den Sommer 2018 von geschätzt 8.400 hitzebedingten Sterbefällen aus. Demnach starben damals allein in der Kalenderwoche 31 – also im Zeitraum 30. Juli bis 5. August 2018 – etwa 3.300 Menschen an Hitze. (kaha/hom)

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