Armuts-Kongress

Gesundheit wird zur Geldsache

Sozial benachteiligte Menschen in Deutschland leiden deutlich häufiger an chronischen Erkrankungen als der Rest der Bevölkerung, heißt es zum Start des Kongresses "Armut und Gesundheit".

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BERLIN. Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut (RKI) hat im Vorfeld des Public-Health-Kongresses "Armut und Gesundheit" auf aktuelle Studien verwiesen, die den Zusammenhang zwischen niedrigem Sozialstatus und Krankheitslast bestätigen.

Auch Rücken- und Kopfschmerzen sowie Depressionen und Angststörungen würden bei armutsgefährdeten Menschen weitaus häufiger auftreten, sagte Lampert.

Betroffen seien insbesondere Arbeitslose, Geringqualifizierte und Alleinerziehende. Die vermehrten Krankheiten mindern auch die Lebenserwartung der sozial benachteiligten Gruppe. Diese sei bei Frauen um acht Jahre, bei Männern um elf Lebensjahre niedriger als in den höheren Statusgruppen.

Zentrales Thema der Tagung, der am 17. und 18. März stattfindet, ist die Umsetzung des Präventionsgesetzes. Mitte Februar hatte die Nationale Präventionskonferenz (NPK) bundeseinheitliche trägerübergreifende Bundesrahmenempfehlungen zur Gesundheitsförderung in Lebenswelten und Betrieben verabschiedet.

Armut macht krank - und Krankheit arm

Aktuell verhandeln die Sozialversicherungsträger mit den Ländern, wie das Gesetz vor Ort umgesetzt werden soll.

In den Landesvereinbarungen müssen die Landesvereinigungen für Gesundheit und die Praktiker eine "starke Stellung" erhalten, forderte Professor Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Vereins Gesundheit Berlin-Brandenburg.

Professor Gerhard Trabert betonte, dass nicht nur Armut krank mache, sondern Krankheit auch arm mache. "Insbesondere chronische Erkrankungen führen häufig zu einer materiellen Verarmung", sagte der Sozialmediziner aus Mainz.

Grund dafür sei häufig ein fehlender Krankenversicherungsschutz. Neben Obdachlose oder Strafentlassenen, deren Zugang zu einer Krankenkasse deutlich erschwert ist, seien zunehmend auch Menschen betroffen, die ihre Beiträge für die GKV oder PKV nicht mehr zahlen könnten.

"Experten gehen davon aus, dass rund 200.000 Menschen in Deutschland nicht krankenversichert sind", sagte er. Nötig sei daher zu einer paritätischen Finanzierung bei den Krankenkassenbeiträgen zurückzukehren, forderte Trabert.

Er sprach sich auch für eine Konvergenz von gesetzlicher und privater Krankenversicherung aus. (wer)

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Kommentare
Carsten Windt 17.03.201607:46 Uhr

Das ist kein Problem von GKV oder PKV

Wir haben einen generellen Fehler im System. Es wird so getan, als sei das zahlen der Beiträge "Privatsache"
Tatsächlich ist, wenn jemand seine Beiträge objektiv nicht zahlen kann, der Staat gefordert. Die Beiträge sind dann vom Fiskus aufzubringen

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