Kommentar

Gesundheits-Agenda für knappe Kassen

Nach jeder Krise müssen Prioritäten neu sortiert werden. Die verheerende Entwicklung der Steuereinnahmen hat Folgen auch für die Gesundheitspolitik.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Die Steuerschätzung ist in diesem Jahr ein Blick in den Abgrund. Die Zahlen, die Bundesfinanzminister Olaf Scholz am Donnerstag vorgestellt hat, sind noch schlechter als zu Zeiten der Finanzkrise 2008/09.

Dies wird Konsequenzen für alle Politikfelder haben – die Gesundheitspolitik eingeschlossen. Angetrieben durch eine fast ein Jahrzehnt währende Hochkonjunktur war Geld für Gesundheitspolitiker kein Thema – es war einfach da.

Fast 252 Milliarden Euro gaben die Krankenkassen im Vorjahr aus, 12,5 Milliarde Euro mehr als 2018. Zum Vergleich: Acht Jahre zuvor waren es noch 176 Milliarden Euro.

Noch beeindruckender ist die Entwicklung der Summe aller Löhne und Gehälter, also des beitragspflichtigen Arbeitsentgelts: Es nahm seit 2010 um satte 350 Milliarden auf zuletzt 1,4 Billionen Euro (2018) zu. Dies war der Treibstoff für die zuletzt fast zwei Dutzend Reformgesetze von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Die Mehrzahl dieser Gesetze geht mit teils erheblichen Mehrausgaben für die GKV einher. Schätzungen taxieren die Bugwelle zusätzlicher reformbedingter Ausgaben bis 2023 auf bis zu 30 Milliarden Euro. Die Mehrkosten der Pflegegesetze sind dabei noch nicht berücksichtigt. Schon in Vor-Corona-Zeiten haben diese Mehrbelastungen für Knatsch gesorgt. Spahn drängte massiv, Finanzpolster der Kassen abzubauen – dieser Wunsch wird jetzt schneller in Erfüllung gehen, als ihm lieb ist.

Krisenzeiten haben stets die Prioritäten der Politik verändert. So wird es auch jetzt sein müssen. Strukturreformen, die bisher – wie etwa bei der sektorenübergreifenden Versorgung – in Kommissionen stillgelegt sind, müssen Teil einer neuen Agenda in der Gesundheitspolitik werden. So gesehen, könnte diese Pandemie ausnahmsweise positive Effekte zeitigen.

Schreiben Sie dem Autor: florian.staeck@springer.com

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes